Zahl der Hinrichtungen auf höchstem Stand seit fünf Jahren
Berlin ‐ Sechs Länder haben im vergangenen Jahr die Todesstrafe abgeschafft. Doch in Ländern wie dem Iran, China, Nordkorea oder Saudi Arabien wurden deutlich mehr Menschen exekutiert.
Aktualisiert: 17.05.2023
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Im vergangenen Jahr sind weltweit mindestens 883 Menschen in 20 Ländern hingerichtet worden. Nach dem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Bericht von Amnesty International (AI) zur Todesstrafe ist dies die höchste Zahl gerichtlicher Exekutionen seit 2017. Hinzu kommen zahlreiche geheim gehaltene Hinrichtungen, davon tausende allein in China sowie weitere in Nordkorea und Vietnam.
Den Anstieg der Zahlen führte Amnesty auf Iran mit 567, Saudi-Arabien mit 196 und Ägypten mit 24 Exekutionen zurück. Das seien 90 Prozent der weltweit registrierten Hinrichtungen. In Saudi-Arabien seien allein an einem Tag 81 Menschen exekutiert worden.
Positiv verzeichnet die Menschenrechtsorganisation, dass sechs Länder die Todesstrafe im vergangenen Jahr vollständig oder zum Teil abgeschafft hätten. Demnach haben mittlerweile 112 Länder die Todesstrafe für alle Straftaten aus ihrem Recht getilgt. Hinzu kämen weitere neun Länder, die sie nicht mehr für gewöhnliche Verbrechen vorsehen.
Mehr Hinrichtungen wegen Drogendelikten
Bei der Zahl der verhängten Todesurteile verzeichnete die Menschenrechtsorganisation einen leichten Rückgang um 36 Verurteilungen auf 2.016. Nach Unterbrechungen seien allerdings in Afghanistan, Kuwait, Myanmar, Palästina (Gazastreifen) und Singapur wieder Todesurteile vollstreckt worden. In den USA stieg die Zahl der Hinrichtungen von elf im Jahr 2021 auf 18 im Jahr 2022.
Die stellvertretende AI-Generalsekretärin in Deutschland, Julia Duchrow, sprach mit Blick auf Iran von einer „beispiellosen Welle an Hinrichtungen“. Nach UN-Angaben wurden dort im laufenden Jahr bereits mindestens weitere 209 Menschen exekutiert. Beim gewaltsamen Vorgehen gegen die Massenproteste ließ die iranische Justiz im vergangenen Jahr laut Duchrow mindestens vier Demonstrierende hinrichten. „Dutzende weitere Menschen sind im Zusammenhang mit den Protesten akut von der Todesstrafe bedroht“, so Duchrow.
AI forderte, den politischen Druck auf die iranische Regierung deutlich zu erhöhen. Die Bundesregierung solle dies besonders für den deutschen Staatsbürger Jamshid Sharmahd tun, dessen Todesurteil unlängst vom Obersten Gerichtshof des Landes bestätigt wurde. „Sharmahds Inhaftierung war willkürlich, das Todesurteil ist eine Farce“, beklagte Duchrow.
Die Zahl von Hinrichtungen im Zusammenhang mit Drogendelikten verdoppelte sich im vergangenen Jahr laut AI. Sie habe einen Anteil von 37 Prozent aller erfassten Hinrichtungen. Sie verstießen gegen internationales Recht, welches die Todesstrafe auf „schwerste Verbrechen“ beschränke, betonte AI. Derartige Urteile würden vor allem in China, Iran, Saudi-Arabien, Singapur und vermutlich Vietnam verhängt.
KNA