Warnschild warnt vor Minen
Verbotsvertrag unter Druck

2024 wieder mehr Landminen-Opfer

Genf/München  ‐ Weit über 6.000 Menschen sind im vergangenen Jahr durch Landminen getötet oder verletzt worden – so viele wie seit vier Jahren nicht. Die weltweit geächteten Waffen werden weiter eingesetzt – und das Verbot wackelt.

Erstellt: 04.12.2025
Aktualisiert: 04.12.2025
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Weltweit sind im vergangenen Jahr wieder mehr Menschen Opfer von Landminen geworden. Mindestens 6.279 sind 2024 durch Antipersonenminen getötet oder verletzt worden, so viele wie seit 2020 nicht mehr, wie die Hilfsorganisation Handicap International am Montag auf Basis des neuen Landminen-Monitors mitteilt. Mit 1.945 Todesopfern endete knapp ein Drittel der Landminen-Vorfälle tödlich, weitere 4.325 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Gut 90 Prozent der registrierten Opfer seien dabei Zivilisten, davon fast die Hälfte Kinder.

Laut Monitor wurden Landminen-Opfer in 52 Ländern und Gebieten registriert, die meisten davon mit 2.029 im Bürgerkriegsland Myanmar und mit 1.015 in Syrien. Auch Afghanistan weise mit 624 eine hohe Opferzahl auf.

Durch die Ottawa-Konvention von 1997 sind Einsatz, Produktion, Lagerung von Landminen verboten. Der Vertrag wurde bislang von 166 Staaten unterzeichnet, mit Russland, den USA und China gehören drei führende Militärmächte allerdings nicht dazu.

Auch EU-Staaten ziehen sich zurück

In der Ukraine wurden 293 Minenopfer registriert. Russland wird schon seit Beginn des Krieges im Februar 2022 vorgeworfen, in großem Umfang Antipersonen-Minen einzusetzen. Laut Handicap International mehren sich jedoch die Hinweise, dass auch die Ukraine selbst in noch unbekanntem Umfang Minen einsetzt.

„Die Vertragsstaaten müssen konsequent ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommen und sie müssen den Einsatz von Antipersonenminen durch jeden Akteur und unter allen Umständen auf das Schärfste verurteilen“, betonte die Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, Eva Maria Fischer. Gleichzeitig würden internationale Mittel für Minenräumung und zur Opferhilfe gekürzt.

Die russische Aggression führe zudem dazu, dass sich immer mehr Staaten aus der Ottawa-Konvention zurückziehen würden. Neben der Ukraine hätten auch Estland, Finnland, Lettland, Litauen und Polen in diesem Jahr Prozesse zum Austritt eingeleitet. Die anderen Vertragspartner müssten „alles dafür tun, dass die sechs austrittswilligen Staaten ihren Entschluss überdenken“, so Fischer.

„Werkzeuge des Todes“: Was Päpste zu Anti-Personen-Minen gesagt haben

Die vergangenen drei Päpste haben sich mehrfach zu den Gefahren von Anti-Personen-Minen geäußert. So machte Papst Johannes Paul II. 2002 auf die Bedrohung der Bevölkerung Angolas aufmerksam, die zu diesem Zeitpunkt nicht nur unter den Folgen eines blutigen Bürgerkriegs litt, sondern auch unter tausenden Anti-Personen-Minen.

Ende 2004 schrieb Johannes Paul II. zudem eine Botschaft an die Teilnehmehmenden der 1. Überprüfungskonferenz der Konvention von Ottawa. Jene Staaten, die der Konvention damals noch nicht beigetreten waren, forderte er darin auf, „sich dem Lager des Friedens anzuschließen, indem sie diese Werkzeuge des Todes endgültig ächten“. Zudem kündigte er mit Blick auf die Umsetzung der Ottawa-Konvention an, der Heilige Stuhl werde „auch in Zukunft diese edle Sache unterstützen, damit die Ziele des Abkommens vollständig verwirklicht werden können“.

Papst Benedikt XVI. nahm sich des Themas bei einem Besuch in Angola an. An einem Treffen mit Jugendlichen in Luanda hatten auch zahlreiche Menschen teilgenommen, die von „Krieg und Minen zu Invaliden gemacht“ worden waren. Kardinal Bertone lobte 2009 den Fortschritt der Ottawa-Konvention in seinem Namen.

Papst Franziskus kritisierte den Einsatz der Waffen mehrfach deutlich. „Zu viele Menschen werden weiterhin von diesen schrecklichen Waffen getötet oder verstümmelt, und mutige Männer und Frauen setzen ihr Leben aufs Spiel, um vermintes Gelände zu räumen“, sagte er bei einem Angelusgebet im Jahr 2016, gefolgt von einem klaren Appell: „Wir wollen den Einsatz für eine Welt ohne Minen erneuern!“

2014 überbrachte Kardinal Parolin der Überprüfungskonferenz der Ottawa-Konvention in Mosambik im Namen von Papst Franziskus eine Botschaft. Darin wurde hervorgehoben, Antipersonenminen seien trügerisch, weil sie Kriege verlängerten und auch nach Konfliktende noch Angst schürten.

Bei einer Audienz im Jahr 2024 konkretisierte Franziskus: „Ich bekunde meine Nähe zu den zahlreichen Opfern dieser heimtückischen Sprengsätze, die uns die dramatische Grausamkeit des Krieges und den Preis, den die Zivilbevölkerung dafür zahlen muss, vor Augen führen. In diesem Sinne danke ich all jenen, die dazu beitragen, den Opfern zu helfen und Minen in den verseuchten Gebieten zu räumen. Ihre Arbeit ist eine konkrete Antwort auf den weltweiten Aufruf, Friedensstifter zu sein und sich um unsere Brüder und Schwestern zu kümmern.“

(Zusammenstellung: weltkirche.de)

KNA

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