Heiliges Jahr und politisches Chaos
Vatikan ‐ In 140 Tagen beginnt in Rom das Heilige Jahr. Die Vorbereitungszeit der vom Papst kurzfristig ausgerufenen Initiative ist knapp. Zudem blockieren politische Krisen der Stadt Rom Vorkehrungen für den Massenansturm.
Aktualisiert: 09.05.2023
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Der Vatikan spricht von einem „kleinen“ Heiligen Jahr, das in 140 Tagen, am 8. Dezember, eröffnet wird und bis zum 20. November 2016 dauert. Die Stadt Rom rechnet unterdessen mit einem Rekordansturm. Nach den letzten Zahlen des Sozialforschungs-Institut Censis könnten 33 Millionen Gäste zum außerordentlichen „Jubiläum der Barmherzigkeit“ in die Ewige Stadt kommen. Das wären acht Millionen mehr als zum großen Jubiläumsjahr 2000.
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Damals hatten die Stadt Rom und der Vatikan immerhin sechs Jahre lang Zeit, sich auf das Mammutereignis vorzubereiten. Diesmal sind es gerade acht Monate. Erschwerend hinzu kommen in Rom politische Wirren, Skandale und Reformstaus, die die Hauptstadt an den Rand der Unregierbarkeit bringen – und die Planungen für den Pilgerboom belasten.
Zwei bis drei Großevents pro Monat
Unmittelbar vor der Sommerpause hat im Vatikan der für die Vorbereitungen zuständige Neuevangelisierungsrat erste Details für einige der geplanten Großtreffen vorgelegt. So sind monatlich zwei bis drei offizielle Großveranstaltungen und liturgische Feiern geplant. Ein besonderer Andrang wird zum Jubiläum der Kinder und Jugendlichen (im Alter von 12 bis 15 Jahren) erwartet, das vom 23. bis 25. April ansteht, dann zum Heiligen Jahr der Kranken und Behinderten (10. bis 13. Juni) und schließlich zu den Feiern der Ehrenamtlichen und Freiwilligen im Sozialbereich (2. bis 4. September). Zum Heilig-Jahr-Programm gehört auch der Weltjugendtag, der Ende Juli in Krakau stattfindet.
Hinzu kommen Feiern für Priester (1. bis 3. Juni), Diakone (27. bis 29. Mai) und Katecheten (23. bis 25. September). Geplant sind jeweils Vorträge und Gebetstreffen in römischen Kirchen, eine Prozession durch die Heilige Pforte in den Petersdom und ein Großtreffen mit dem Papst. Für die Kinder und Jugendlichen gibt es ein großes Fest am Olympia-Stadion. Ferner sind etliche eintägige Heilig-Jahr-Veranstaltungen vorgesehen, etwa für die römische Kurie am 22. Februar oder für Strafgefangene – dazu will der Papst möglicherweise ein römisches Gefängnis besuchen.
Allerdings gibt es dafür noch keine Bestätigung. Auch zu den übrigen „konkreten Gesten der Barmherzigkeit“, die Franziskus im Laufe des Heiligen Jahres verrichten will, gibt es keine näheren Angaben. Vermutlich wird der Papst Sozialeinrichtungen wie Armenküchen oder Flüchtlingszentren in Rom aufsuchen. Diese Gesten sollten auch von Bischöfen in ihren Diözesen in ähnlicher Form begangen werden, betonen die vatikanischen Organisatoren. Denn stärker als in der Vergangenheit soll das „Jahr der Barmherzigkeit“ auch dezentral in den einzelnen Ortskirchen begangen werden.
Noch nicht bekannt ist, wie der Zugang zum Vatikan, zum Petersdom und der Einzug durch die Heilige Pforte im Einzelnen organisiert wird. Pilger sollen anders behandelt werden als bloße Touristen, lautet die Devise. Bei besonderen Anlässen, etwa dem Jubiläum der Freiwilligen oder der Kranken, ist deshalb eine Anmeldung erforderlich. Der Zugang in den Petersdom soll dann ähnlich organisiert werden wie kürzlich bei der Grabtuch-Ausstellung in Turin, wo Besuchern jeweils ein Zeitfenster zugewiesen wurde.
Papst bleibt in Rom
Franziskus selbst will sich das Jahr über ständig in Rom aufhalten und jeden Mittwoch und Sonntag Pilger aus aller Welt zur Generalaudienz oder dem Mittagsgebet auf dem Petersplatz begrüßen.Auslandsreisen sind – abgesehen von der zum Weltjugendtag in Krakau und vielleicht einem Besuch innerhalb Italiens – nicht vorgesehen.
Mehr Sorgen bereiten unterdessen die Vorbereitungen in der Stadt. Während Rom vor dem großen Jubiläum 2000 einer riesigen Baustelle glich, tut sich derzeit so gut wie nichts. Dringend müssten vorher manche Straßen ausgebessert oder Fußgängerzonen vorbereitet werden, um die Anreise und den Empfang der Besucher zu organisieren. Bürgermeister Ignazio Marino versicherte, man sei ständig mit dem Vatikan im Gespräch und starte eine Reihe von „Verbesserungen“ der städtischen Infrastruktur. Freilich sei die geplante zusätzliche Zuganbindung zur Bahnstation San Pietro in Vatikannähe erst für Ostern 2016 zu erwarten.
Von Johannes Schidelko (KNA)
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09.05.2023: Schlagwörter hinzugefügt