Misereor: Lage in Syrien „prekär und unvorhersehbar“
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Misereor: Lage in Syrien „prekär und unvorhersehbar“

Syrien ‐ Misereor bittet um weitere Spenden für die notleidende Bevölkerung in Syrien. Nach einer Reise in die syrischen Städte Homs, Kafroun und die Hauptstadt Damaskus zeigt sich Astrid Meyer, Regionalreferentin für den Nahen Osten bei Misereor, sehr besorgt.

Erstellt: 24.07.2017
Aktualisiert: 24.07.2017
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Das Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor bittet um weitere Spenden für die notleidende Bevölkerung in Syrien. Nach einer Reise in die syrischen Städte Homs, Kafroun und die Hauptstadt Damaskus zeigt sich Astrid Meyer, Regionalreferentin für den Nahen Osten bei Misereor, sehr besorgt: „Die Lage ist prekär und unvorhersehbar.“

Kein Verlass auf Waffenruhe

In Syrien ist die Situation nach Angaben von Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon, der sich noch vor wenigen Monaten mehrere Tage lang ein Bild von der Lage in Aleppo machte, weiter von großer Unsicherheit geprägt. „Die neu vereinbarte Waffenruhe ist wie die vorigen brüchig. Vielerorts kommt es immer wieder zu Kämpfen, noch vor wenigen Tagen wurden uns aus dem Gebiet um Aleppo schwere militärische Zusammenstöße  gemeldet. Dadurch spitzt sich die Versorgungslage vor Ort weiter zu. Besonders problematisch sind die Stromengpässe und hohen Lebenshaltungskosten, vor allem für Medikamente und Treibstoff“, berichtet Bröckelmann-Simon. „Offenbar ist die Lage dort immer noch ähnlich schlimm wie bei meinem jüngsten Besuch.“

„Seitens der syrischen Führung unter Präsident Assad gibt es offenbar das Bestreben einer demographischen Neuordnung des Landes. Mir wurde von verschiedenen Seiten berichtet, dass die sunnitische Bevölkerung weitgehend aus Gebieten zwischen Damaskus und Homs entlang der libanesisch-syrischen Grenze vertrieben werden soll“, sagt Referentin Astrid Meyer. „Sie wird, wie auch die letzten Kämpfer und Zivilisten aus Ost-Aleppo, in die Provinz Idlib umgesiedelt.“

Förderbedarf bei mehr als 1,5 Millionen Euro

Ein Lichtblick sei in dieser Situation die Arbeit des Flüchtlingsdienstes der Jesuiten (JRS) in Homs und Kafroun, die von Misereor unterstützt werde. „Der JRS setzt sich beispielhaft für ein Miteinander jenseits kultureller und konfessioneller Zugehörigkeit ein“, sagt Bröckelmann-Simon. In seinen Zentren, die zwischen den Vierteln von Christen, Sunniten, Schiiten und Alawiten liegen, biete der JRS Basisgesundheitsdienste, psychosoziale Betreuung und Bildung an, wie Hausaufgabenhilfe und Förderunterricht. Besonders wichtig sei die medizinische Versorgung. Durch den jahrelangen Bürgerkrieg sei der Gesundheitssektor in Syrien in einem desolaten Zustand. 60 Prozent der Bevölkerung hätten keinen Zugang zu ausreichenden Basisgesundheitsleistungen.

Auch in Aleppo engagieren sich Misereor-Partner vor allem für die Basisgesundheitsversorgung,  psychosoziale Begleitung und Schulbildung. Trotz der neuen Kämpfe liefen alle Projekte weiter. In Planung sei die Deckung von Mehrbedarfen bei Medikamenten und der Aufbau von weiteren psychosozialen Beratungsangeboten, insbesondere der Traumatherapie.

Für neue Projekte in der Bildungs- und Sozialarbeit des JRS in Homs und Kafroun sowie die psychosoziale Begleitung und Sozialarbeit durch die Franziskaner in Aleppo und Damaskus wird Misereor in den nächsten Monaten mehr als 550.000 Euro einsetzen. Für 2018 rechnet das Aachener Werk für Entwicklungszusammenarbeit in Syrien mit einem Förderbedarf von mehr als 1,5 Millionen Euro.

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