Caritas: Sanktionen erschweren Hilfen für Nordkorea

Caritas: Sanktionen erschweren Hilfen für Nordkorea

Nordkorea ‐ Caritas international befürchtet, dass die neuen Sanktionen gegen Nordkorea die humanitäre Hilfe erschweren. „Derzeit ist es unklar, ob wir beispielsweise weiterhin Baumaterialien einführen können, um neue Gewächshäuser zum Anbau von Gemüse zu errichten“, sagte der Leiter Oliver Müller.

Erstellt: 19.09.2017
Aktualisiert: 19.09.2017
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Caritas international befürchtet, dass die neuen Sanktionen gegen Nordkorea die humanitäre Hilfe erschweren. „Derzeit ist es unklar, ob wir beispielsweise weiterhin Baumaterialien einführen können, um neue Gewächshäuser zum Anbau von Gemüse zu errichten“, sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg. Auch seien die Benzinpreise dramatisch gestiegen, was Transporte extrem teuer mache.

Die Hilfsorganisation will ihr Engagement dennoch fortsetzen. „Trotz der aktuellen Krise laufen unsere Projekte im Gesundheitsbereich, in der Altenhilfe und gegen Mangelernährung weiter“, so Müller. Er betonte, Ziel und Anspruch der humanitären Hilfe könne es nicht sein, das politische System Nordkoreas verändern zu wollen. „Die Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich bietet aber zum Beispiel Chancen, einen Dialog anzustoßen und Austausch zu fördern.“

Mediziner und Pflegekräfte leiden laut Müller enorm unter der Isolation des Landes. „Sie haben keinerlei Zugang zu Fortbildungen oder zu westlicher Fachliteratur. Zudem fehlt es vor allem auf dem Land an medizinischen Geräten.“ Viele Krankheiten wie Tuberkulose seien auch Folge von Hunger und Mangelernährung, betonte der Leiter von Caritas international. Der Welthungerindex spricht von einem „ernsten“ Ernährungsproblem.

„Es gibt nur sehr wenige Kanäle für das Engagement ausländischer Hilfsorganisationen in Nordkorea. Und solange wir auf einem dieser Kanäle arbeiten können, tun wir dies“, so Müller. Bedingungen seien der ungehinderte Zugang zu den Projekten und die Garantie, dass die Hilfen auch bei den wirklich Bedürftigen ankomme. „Beides ist derzeit sichergestellt.“

Caritas international ist seit mehr als 20 Jahren in Nordkorea engagiert. Aus einem UN-Nothilfeprogramm in den 1990er Jahren entstand ein Impfprogramm, bei dem inzwischen Millionen Kinder gegen Masern, Hepatitis und Enzephalitis immunisiert wurden. Zur Versorgung von Krankenhäusern hat die Caritas den Bau von rund 80 Gemüse-Gewächshäuser gefördert. In der Hauptstadt Pjöngjang öffnete ein Altenhilfezentrum, das Familien bei der Altenpflege entlasten soll.

Müller wandte sich gegen den möglichen Vorwurf, durch die Projekte indirekt das Unrechtsregime zu stabilisieren. Es gehe nicht um eine Kooperation mit dem Staat, sondern um Notlagen von Menschen am Rande: „Die Menschen hungern zu lassen, ist keine Alternative.“

Müller besuchte im Mai gemeinsam mit Caritas-Präsident Peter Neher Nordkorea. Koordiniert werden die Caritasprojekte von einem Mitarbeiter von Südkorea aus. Er war zuletzt vor wenigen Tagen in Pjöngjang.

© KNA