100.000 junge Menschen beteiligen sich an Freiwilligendiensten
Bild: © Stella

100.000 junge Menschen beteiligen sich an Freiwilligendiensten

Freiwilligendienst ‐ Erneut debattiert die Politik, ob es in Deutschland einen Pflichtdienst für Jugendliche geben soll. Doch schon jetzt engagieren sich jährlich mehr als 100.000 junge Menschen in den bestehenden Freiwilligendiensten. Vielfach gibt es mehr Bewerbungen als freie Stellen. Ein Überblick.

Erstellt: 08.08.2018
Aktualisiert: 08.08.2018
Lesedauer: 

Erneut debattiert die Politik, ob es in Deutschland einen Pflichtdienst für Jugendliche geben soll. Doch schon jetzt engagieren sich jährlich mehr als 100.000 junge Menschen in den bestehenden Freiwilligendiensten (ohne Bundeswehr). Vielfach gibt es mehr Bewerbungen als freie Stellen. Ein Überblick über bestehende Angebote.

Bundesfreiwilligendienst (BFD)

Mit der Aussetzung des Wehrdienstes ist auch der Zivildienst entfallen. Dafür hat die Bundesregierung 2011 den Bundesfreiwilligendienst (BFD) ins Leben gerufen. Dieser richtet sich an Frauen und Männer in jedem Alter, die sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl in Deutschland einsetzen möchten. Der Dienst dauert in der Regel zwölf Monate. Mindestens sind 6 Monate und höchstens 18 Monate vorgesehen. Im Juli 2018 leisteten 39.089 Menschen einen solchen Dienst. Rund 12 Prozent sind über 50 Jahre alt. Teilnehmer erhalten ein Taschengeld.

Jugendfreiwilligendienste (FSJ/FÖJ) (Freiwilliges Soziales Jahr/Freiwilliges Ökologisches Jahr)

Wie der vom Bund getragene BFD zielen auch die in die Hoheit der Bundesländer fallenden Jugendfreiwilligendienste (Freiwilliges Soziales und Ökologisches Jahr) darauf ab, ein freiwilliges, am Gemeinwohl orientiertes Engagement zu fördern. Im Unterschied zum BFD richten sich das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) aber speziell an junge Menschen zwischen 16 und 27 Jahren. Anders als beim BFD kann der Dienst im FSJ oder FÖJ auch im Ausland geleistet werden. Etwa 60.000 junge Männer und Frauen arbeiten derzeit im Rahmen der Jugenddienste, Tendenz steigend. Hinsichtlich Dienstzeit, Taschengeld und Sachbezügen sowie beim umfassenden Sozialversicherungsschutz gelten grundsätzlich dieselben Vorgaben wie beim BFD.

Internationale Freiwilligendienste

Zusätzlich gibt es spezielle internationale Freiwilligendienste, die nur im Ausland absolviert werden können und von unterschiedlichen Trägern unterstützt werden:

Internationaler Jugendfreiwilligendienst (IJFD)

Der IJFD wird vom Bundesfamilienministerium finanziert. 130 Träger bieten rund 3.000 jungen Leuten pro Jahr die Möglichkeit, sich für das Gemeinwohl in ausländischen Projekten zu engagieren.

kulturweit

kulturweit ist der internationale Kultur-Freiwilligendienst des Auswärtigen Amtes in Kooperation mit der Deutschen Unesco-Kommission. Einsatzstellen sind in der Regel Auslandsinstitute von Organisationen der Kultur- und Bildungspolitik mit Sitz in Deutschland (zum Beispiel Goethe-Institute, Deutsches Archäologisches Institut, Deutsche Schulen im Ausland). Freiwillige müssen zwischen 18 und 26 Jahre alt sein, der Dienst dauert 6 oder 12 Monate. Seit 2009 haben 3.442 Freiwillige an kulturweit teilgenommen.

weltwärts

Der vom Entwicklungsministerium getragene entwicklungspolitische Freiwilligendienst „weltwärts“ bietet seit 2008 die Möglichkeit, in Entwicklungsländern bei der Armutsbekämpfung mitzuarbeiten. Arbeitsfelder können zum Beispiel sein: Gesundheit, Landwirtschaft, Bildung, Menschenrechte, Umweltschutz, Demokratieförderung, Jugendbeschäftigung, Not- und Übergangshilfe oder Sport. Freiwillige müssen zwischen 18 und 28 Jahre alt sein. Der Freiwilligendienst dauert zwischen 6 und 24 Monaten. In den vergangenen zehn Jahren haben mehr als 34.000 junge Menschen aus Deutschland und der Welt an dem Programm teilgenommen.

Europäischer Freiwilligendienst (EFD)

Der Europäische Freiwilligendienst (EFD) ist ein Teil des EU-geförderten Programms „Erasmus+ Jugend in Aktion“. Bei dem Dienst arbeiten und leben junge Menschen (einzeln oder in Gruppen) für eine bestimmte Zeit in einem gemeinnützigen Projekt im Ausland. Freiwillige müssen zwischen 17 und 30 Jahre alt sein. Der Freiwilligendienst dauert zwischen 2 und 12 Monate. Kürzere Projekte ab zwei Wochen sind unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

Europäisches Solidaritätskorps

Das Europäische Solidaritätskorps ist eine neue Initiative der Europäischen Union. Es ermöglicht jungen Leuten zwischen 17 und 30 Jahren, an Freiwilligen- oder Beschäftigungsprojekten im eigenen Land oder im Ausland teilzunehmen. Inhaltlich geht es um Katastrophenvorsorge oder Wiederaufbau nach Naturkatastrophen, Hilfe in Aufnahmezentren für Asylsuchende oder die Bewältigung sozialer Probleme in lokalen Gemeinschaften. Die Einsatzorte liegen meist in den EU-Ländern.

Friedensdienste und kirchliche Dienste im Ausland

Kirchliche Gemeinschaften und andere, vor allem in der Friedensarbeit tätige Organisationen, bieten ebenfalls Dienste im Ausland an. Darunter fallen etwa die Initiative „Missionare auf Zeit“ des katholischen Hilfswerks missio und von Ordensgemeinschaften oder die internationalen Freiwilligendienste der Aktion Sühnezeichen.

© KNA