
Missio in Sorge um Lage in Kamerun
Kamerun ‐ Der Konflikt zwischen den englischsprachigen Regionen und der Regierung im mehrheitlich französischsprachigen Kamerun schwelt weiter. Laut Medienberichten herrscht Unklarheit über die konkreten Konsequenzen des von Präsident Paul Biya initiierten nationalen Dialogs.
Aktualisiert: 15.11.2019
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Der Konflikt zwischen den englischsprachigen Regionen und der Regierung im mehrheitlich französischsprachigen Kamerun schwelt weiter. Laut Medienberichten herrscht Unklarheit über die konkreten Konsequenzen des von Präsident Paul Biya initiierten nationalen Dialogs, der vom 30. September bis zum 4. Oktober stattfand. Der 86-Jährige hatte unlängst noch einmal bekräftigt, dass die beiden englischsprachigen Regionen einen Sonderstatus erhalten sollen, ohne dies jedoch näher auszuführen.
Unterdessen rief das katholische Hilfswerk Missio Aachen am Freitag die Bundesregierung dazu auf, sich im Rahmen ihrer Afrikapolitik stärker für die Stabilisierung des zentralafrikanischen Landes einzusetzen. „Aufgrund der ungelösten politischen Probleme droht sich nach Berichten unserer Partner mittlerweile auch die christliche Gemeinschaft zu spalten“, sagte der Präsident des Hilfswerks, Dirk Bingener. „Kameruns zivile Friedenskräfte brauchen internationale Unterstützung.“
Seit Jahren kämpfen Rebellen im englischsprachigen Südwesten für einen unabhängigen Staat. Immer wieder kommt es zu bewaffneten Zusammenstößen. Auch moderate Kräfte aus den beiden betroffenen Regionen werfen der Zentralregierung vor, die Belange der dortigen Bewohner nicht ausreichend zu berücksichtigen. Die katholische Kirche versucht, in dem Konflikt zu vermitteln, gerät aber laut Missio immer öfter zwischen die Fronten.
So habe der Bischof des Bistums Mamfe, Andrew Nkea, Seelsorger aus mehreren Dörfern zurückgezogen. Das Bistum liegt im Herzen des Unruhegebietes. Als Grund für diesen Schritt gab der Bischof zwei Entführungen und zwei versuchte Entführungen von Priestern Ende Oktober und Anfang November an. Durch viele katholische Gemeinden gehe ein Riss. Auch er selbst werde bedroht.
„Dass sich Bischof Nkea zu diesem Schritt gezwungen sieht, zeigt die Dringlichkeit, mit der dieser vergessene Konflikt auf die internationale politische Agenda muss“, sagte Missio-Präsident Bingener. Das Hilfswerk unterstützt im Bistum Mamfe die Betreuung von Flüchtlingen.
Aufgrund des Konflikts gibt es schätzungsweise 530.000 Binnenvertriebene in Kamerun; rund 36.000 Menschen suchten bereits Zuflucht im Nachbarland Nigeria. Die Zahl der Todesopfer wird auf bislang knapp 2.000 beziffert.
© KNA