Massengrab Sahara
Der gefährlichste Teil der Flucht jedoch ist die Passage durch die Sahara. Die Wüste ist mehr als dreimal so groß wie das Mittelmeer – und tötet grausam. UN-Organisationen schätzen, dass auf einen Ertrunkenen mindestens doppelt so viele Tote in der Sahara kommen. Thomas hat vier Anläufe genommen, um sie zu durchqueren. Er schildert, wie er mit anderen tagelang durch den Sand irrte. Die Schleuser hatten sie ausgesetzt und ihnen gesagt, sie sollten dem Wind folgen. „Unser Wasser war schnell aufgebraucht. Wir haben unseren Urin getrunken, um zu überleben.“ Trotzdem will Thomas es wieder versuchen. Freunde in Liberia haben ihm Geld für die Flucht geliehen. Er kann unmöglich mit leeren Händen zurückkehren. Wie ihm geht es den meisten. Ihre Familien haben sich hoch verschuldet, damit einer den Sprung in eine bessere Welt schafft und die Verwandten in der Heimat unterstützt.
Bagouche will den jungen Männern die Hoffnung nicht nehmen. Aber er warnt vor falschen Erwartungen. Er spricht über die Toten in der Wüste, überfüllte Schlauchboote auf dem Mittelmeer, Überfälle, Gefängnis und Folter. „Viele kennen die Realität nicht“, sagt er. „Andere wollen trotzdem gehen. Sie sagen: ,Zu Hause sterbe ich langsam.‘“
Die Millionen aus Europa flössen vor allem in Polizei, Militär und Auffanglager, kritisiert der Bischof von Maradi, Ambroise Ouédraogo. Wichtiger wären gerechte Handelsbeziehungen und der Kampf gegen Armut, „einer der Hauptgründe für Migration in Afrika“. Solange sich daran nichts ändert, werden Ibrahim, Daniel, Thomas und die anderen sich nicht aufhalten lassen. Denn alles ist besser, als langsam zu sterben.