Ehefrau Lelia habe ihn ermuntert; „lass uns das Paradies deiner Kindheit wieder aufbauen“, sagte sie. Im November 1999 begannen die beiden, die 700 Hektar große Farm zu bepflanzen. Das „Instituto Terra“ war geboren, das „Institut der Erde“. „Als Sebastiao und Lelia mit der Arbeit begannen, dachten die Leute hier, dass die beiden komplett verrückt seien“, erinnert sich Isabella Salton, Direktorin des Projekts. „Wo hatte man denn gesehen, dass jemand Bäume pflanzen will?“
Damals glaubten die Landwirte, Bäume müssen Platz für Vieh und Felder machen. Heute bewundern sie das kleine Paradies, das das Ehepaar Salgado in 20 Jahren geschaffen hat. 2,5 Millionen Bäume wurden gepflanzt, so dass sich die karge Natur im Dezember, wenn die Regenzeit in den Bergen beginnt, in ein saftig grünes Meer verwandelt. Die Tiere seien zurückgekehrt und die Quellen sprudelten wieder, so Salton.
Längst beliefert das „Instituto Terra“ Farmen in der Region mit Setzlingen. Die Landwirte beginnen zu verstehen, dass sie aufforsten müssen, um zu überleben. Über eine Million kleiner Bäume zieht das Institut jährlich im eigenen Gewächshaus. Und in der in das Projekt integrierten Landwirtschaftsschule werden junge Leute aus der Region ausgebildet. Von hier aus will Salgado auch den Rio-Doce-Fluss retten, der ganz in der Nähe in Richtung des 200 Kilometer entfernten Atlantiks fließt.
Ende 2015 war hoch in den Bergen der Damm eines Abraumbeckens gebrochen; eine Schlammwelle verseuchte den Fluss. Salgado war einer der ersten, die sich zu Wort meldeten – und eine der wenigen positiven Stimmen. Man könne den Fluss neu beleben; die dazu nötigen Techniken habe man im „Instituto Terra“ längst verfeinert. Salgados Plan: Millionen Bäume entlang des Flusses und seiner Zuläufe pflanzen.
„Ich bin ein optimistischerer Mensch geworden, seit ich mich der Umwelt zugewandt habe“, sagt Salgado rückblickend. Die Bäumchen wachsen zu sehen, habe ihm auch die Lust an der Fotografie zurückgegeben. Zeugnis davon legt sein überwältigender Bildband „Genesis“ (2013) ab, eine Art Liebesbrief an den Planeten Erde.
So bezeichnete der Börsenverein des deutschen Buchhandels Salgados Lebenswerk passend als „eine Hommage an die Größe der Natur“. Mit dem „Instituto Terra“ habe Salgado zudem „einen direkten Beitrag zur Wiederbelebung von Biodiversität und Ökosystemen“ geleistet.