Damit sehen sich aber auch Kritiker bestätigt, die im Dokument von Abu Dhabi vor allem Symbolpolitik sehen, schönen Stoff für ohnehin wohlmeinende Eliten. Der Vorsitzende des „Zentralrats der Muslime in Deutschland“, Aiman Mazyek, der in Abu Dhabi dabei war, sieht das anders. „Wir haben den Text an unsere Moscheegemeinden weitergeleitet und Handreichungen für die Predigten der Imame verfasst“, sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Was die Prediger daraus machten, bleibe allerdings ihnen überlassen.
Weniger ermutigend klingt das Echo beim größten deutschen Moscheeverband, der türkisch-islamischen Ditib. „Von der Unterzeichnung des Dokuments haben wir über die Presse erfahren. Gegenstand weiterer Beratungen oder Gespräche war es jedoch nicht“, hieß es knapp gegenüber KNA. Darin dürfte sich auch die politische Großwetterlage spiegeln. Erdogans Türkei steht an der Seite Katars, das die radikalen Muslimbrüder protegiert und mit den VAR verfeindet ist.
Optimistisch blickt die Deutsche Bischofskonferenz auf die Zukunft des Dokuments. Der Leiter ihrer „Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle“ (CIBEDO), Timo Güzelmansur, geht davon aus, dass das christlich-islamische Gespräch künftig kaum an der Erklärung vorbeikommt. Dies betreffe vor allem ihre Aussagen zur Religionsfreiheit und gleichen Bürgerrechten – auch in islamischen Ländern. Dann könnte das Dokument „zu einem Meilenstein für den interreligiösen Dialog werden“.