Frage: Sie sind in der Türkei groß geworden und sind im Jahr 1997 vom Islam zum Christentum konvertiert. Wie kam es dazu?
Dr. Güzelmansur: Damals habe ich durch einen Freund Christen kennengelernt. Nach vielen Gesprächen und Diskussionen wollte ich mir ein eigenes Bild davon machen, was so in der Bibel steht. Die Lektüre des Neuen Testaments und die Beschäftigung mit Jesus, von dem ich fasziniert bin, führten irgendwann zur Frage, wie kann ich auf die Liebe Jesu antworten, die sich am Kreuz gegenüber den Menschen manifestiert. Meine Antwort war, mich taufen zu lassen und in die Nachfolge Jesu einzutreten.
Frage: Wie hat die Auseinandersetzung mit der katholischen Theologie – unter anderem in Ihrer Studienzeit in Rom – Ihre Sicht auf Ihren eigenen Glauben verändert?
Dr. Güzelmansur: Meine Eltern gehören zu den arabischsprachigen Alawiten, man nennt diese kleine Gruppe auch Nusairier. In meiner römischen Studienzeit an der Päpstlichen Universität Gregoriana, an der Menschen aus fast allen Teilen der Erde studieren, erkannte ich, was eine Weltkirche zu sein bedeutet. Die Universalität der christlichen Botschaft wurde mir bewusster.
Frage: Was wünschen Sie sich künftig für das Miteinander von Christen, Muslimen und auch von Säkularen in Deutschland?
Dr. Güzelmansur: Ich wünsche mir, dass wir – wie ich eingangs gesagt habe – uns mehr und mehr als Partner und Mitstreiter für eine gerechtere Welt einsetzen, in der wir erkennen und anerkennen, dass religiöse und ethnische Zugehörigkeit keine Hindernisse darstellen, friedlich miteinander zu leben.
Das Interview führte Claudia Zeisel
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