Erst nach und nach trat auch die Gesundheit der Arbeiter und Anwohner in den Blick. Aber es war auch die Zeit des weltkirchlichen Aufbruchs und der Theologie der Befreiung. Dieser Aufbruch sollte Weilers Leben bestimmen. „Die Missionsärztlichen Schwestern kamen zu uns in die Schule, es hat mich beeindruckt, wie sie den Einsatz für globale Gerechtigkeit und ihren Glauben vereinen.“ So sehr, dass für die 18-jährige Birgit klar war, dass sie selber auch Missionsärztliche Schwester werden möchte. Eine Berufung, an der sie bis heute nie gezweifelt hat.
Nach einjährigem Einsatz in Venezuela schickte ihr Orden sie vor 31 Jahren nach Peru. Heute ist Birgit Weiler nicht nur eine international gefragte Expertin für interkulturelle Theologie. Sie ist wie vor 50 Jahren eine glühende Kämpferin für Gerechtigkeit und Frieden. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis wir den Klerikalismus überwinden.“ Für die kommende Amazonas-Synode wünscht sie sich, dass dort neue Wege beschritten werden, für eine Kirche, die auch die tragende Rolle der Frauen in der Kirche Amazoniens anerkennt und ihnen ein offizielles Dienstamt anvertraut.
Der Ordensschwester ist es ein großes Anliegen, dass sich die Kirche an die Seite der Indigenen wie auch der anderen Bevölkerungsgruppen in Amazonien stellt, die da, wo nötig, Widerstand leisten gegen ökonomische und politische Mächte, welche die Zukunft des Regenwaldes und seiner Menschen gefährden.
Im Amazonasgebiet mit seiner grünen Weite, den Wäldern und Flüssen sei ihr Herz aufgegangen, sagt Weiler. Und berichtet von einer tief beeindruckenden Begegnung. „Schau doch, wie schön der Regenwald, unsere Heimat ist“, erzählte ihr ein Mädchen in einem Dorf. Andere würden sagen, sie seien arm, aber das stimme so nicht. „Wir haben hier so viel Schönes und Gutes. Aber wir sind arm an Sicherheit, dass unsere Rechte auch wirklich respektiert werden.“ Besser, so Birgit Weiler, könne es eine Theologie der Befreiung nicht ausdrücken.
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