Egeland forderte das Ende einer „Kultur der Lähmung durch die internationale Gemeinschaft“. In Kamerun gebe es aufgrund Auseinandersetzungen in den englischsprachigen Gebieten rund eine halben Million Binnenflüchtlinge im Südwesten und Nordwesten. Bislang habe es rund 1.800 Todesopfer gegeben. Etwa 1,3 Millionen Menschen bräuchten humanitäre Hilfe. Das NRC hat in seinem Bericht die Anzahl der vertriebenen Menschen, die Medienaufmerksamkeit, die Hilfsgelder und den politischen Hilfswillen zu einem Index kombiniert.
„Diese deprimierende Liste sollte uns als Weckruf dienen“, betonte Egeland. Dringend nötige Veränderungen seien nur mit mehr internationaler Aufmerksamkeit möglich. Die Liste komplettieren Burundi, die Ukraine, Venezuela, Mali, Libyen, Äthiopien und Palästina.
Sechs Tote nach Ausschreitungen in Kamerun
In der anglophonen Region Kameruns kam es unterdessen am Dienstag erneut zu schweren Ausschreitungen. Bei einem Angriff von Dutzenden jungen Menschen auf die Stadt Wum in der Region Nordwest sind mindestens sechs Menschen gestorben. Auch wurden Dutzende Häuser niedergebrannt, wie Radio France Internationale (RFI) am Mittwochmorgen berichtete.
Auslöser für den Überfall soll der Fund der Leiche eines Stammesführers gewesen sein. Der Angriff auf Wum wird als Racheakt gewertet. Augenzeugen kritisierten laut RFI, dass die Sicherheitskräfte nicht eingegriffen hätten.
Im anglophonen Teil Kameruns, wo etwa 20 Prozent der 25,6 Millionen Einwohner leben, herrscht seit Herbst 2016 eine schwere Krise. Mehr als 530.000 Menschen sind auf der Flucht. Neben Forderungen nach mehr Selbstbestimmung gegenüber dem frankophonen Landesteil und Kritik an der Regierung in Yaoundé kommt es auch zu ethnischen Konflikten.
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