Das verdanken die Kenianer diesem Mann: Der Fotograf James Wakibia wollte nicht länger mitansehen, wie seine Heimatstadt Nakuru mit Plastik zugemüllt wird. 2015 startete er deshalb eine Kampagne in Sozialen Medien. Die UNO lobte seinen Aktivismus. „Dieser Plastiktütenbann ist der Weg der Zukunft“, ist der 36-Jährige überzeugt. Doch nicht jeder teilt Wakibias Meinung. Kritiker verweisen auf die 60.000 Jobs, die in Kenias Tütenproduktion verloren gingen. Statt Plastik zu verbannen, hätte die Regierung in Nairobi ein effektiveres Recyclingsystem schaffen sollen, meinen sie.
Was trotz Tüten-Verbot bleibt, ist das Problem von Einwegplastik: auch Getränkeflaschen, Strohhalme und Plastikbesteck belasten Afrikas Küsten und die Weltmeere. Hier kommen Plastikpioniere wie Sam und Dom Moleta ins Spiel. Das junge Paar eröffnete im Frühjahr Johannesburgs ersten plastikfreien Supermarkt, nachdem sie selbst einen Monat komplett auf Plastik verzichtet hatten. Ihre Kunden sind aufgerufen, Becher und Glasflaschen von Zuhause mitzubringen, um die Waren im Laden selbst abzufüllen.
Am Kap hat ein Umdenken begonnen. Selbst die schicken Strandcafés setzen nun vermehrt auf Strohhalme aus Wachspapier und Supermärkte auf Recycling-Tüten. WWF-Expertin de Kock warnt dennoch vor einer tickenden Zeitbombe: „Afrika ist ein Entwicklungskontinent mit einer wachsenden Mittelklasse. Das führt dazu, dass immer mehr abgepackte Produkte in Supermärkten gekauft werden.“ Von den Regierungen wünscht sie sich nicht ausschließlich Verbote. Die hätten, etwa in Kenia, zu „Schwarzmärkten“ für Plastiktüten geführt. Stattdessen brauche man raffinierte Lösungen.
Einen Anfang macht die Kleinstadt Jeffreys Bay. In Südafrikas inoffizieller Surfer-Hauptstadt entsteht derzeit Afrikas erste Plastikstraße. Für einen Straßenkilometer werden fast zwei Millionen Plastiktüten eingeschmolzen, die teilweise den Teer ersetzen. Vom südafrikanischen „Business Report“ heißt es dazu: „Der Ansatz könnte das Ende von Schlaglöchern bedeuten, Jobs schaffen und dabei helfen, den Planeten zu retten.“
Von Markus Schönherr (KNA)
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