Frage: Ein weiteres Thema Ihres Besuchs sind die Auswirkungen des Klimawandels auf den Philippinen – worum geht es konkret?
Spiegel: Auf den Philippinen ist der Klimawandel Realität. Die Auswirkungen sind schon heute spürbar und diese Entwicklung setzt sich fort. Von weltweit 173 Ländern haben die Philippinen nach dem Weltrisikoindex 2018 aktuell das drittgrößte Gefährdungspotenzial. Die Philippinen sind ein Land mit mehr als 7.000 Inseln, 800 davon sind bewohnt, viele Menschen leben in den Küstenregionen. Es kommt immer häufiger zu Überflutungen, die Taifune werden stärker, das sind existenzielle Bedrohungen.
Frage: Was wird getan, um die Menschen bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen?
Spiegel: Ein konkretes Beispiel: Neben dem Küstenschutz ist die Frage der Ernährungssicherheit ein wichtiges Thema. Wir haben die nationale Bauernorganisation MASIPAG besucht, die organische und an die Klimaveränderung angepasste Landwirtschaft fördert. Da geht es etwa um die Vielfalt von Saatgut. Mehr als hundert traditionelle Reissorten wurden gesammelt, Hunderte Sorten wurden neu gezüchtet, etwa solche, die salzresistent sind, die mehrtägig überflutet bleiben können, ohne dass die Wurzel fault. Das hilft den Bauernfamilien ganz konkret, sie können ihre Ernteerträge verbessern, haben weniger Ausgaben als zuvor und inzwischen gibt es auch einen lokalen und regionalen Markt für diesen nachhaltigen Reis.
Frage: Trotz dieser Hilfen und Anpassungsmaßnahmen wird der Klimawandel auch künftig eine große Bedrohung für die Philippinen darstellen.
Spiegel: Ja. Es ist ganz klar, was die großen Fragen des Klimawandels betrifft, muss die internationale Gemeinschaft ihre Hausaufgaben machen. Weltweit hinken die Länder hinter den Vorgaben der jüngsten Klimaabkommen her. Wir wissen, dass wir hinsichtlich der CO2-Reduktion, der Mobilität und der Landwirtschaft etwas tun müssen. Wir brauchen internationale Solidarität, um diese großen Fragen anzugehen. Denn hier erleben wir vor Ort, dass die ersten Betroffenen die sind, die selbst am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben.