Ein schleichender Prozess. Auch Toans drei Kinder sind nach Ho-Chi-Minh-Stadt gezogen. „Nur noch selten kommen sie zu Besuch“, sagt der 58-Jährige etwas traurig. Fast alle jungen Erwachsenen seien in die Stadt gezogen, weil es dort bessere Arbeitsplätze gebe.
Zusammen mit seiner Frau wohnt er in einer kleinen Hütte. Die Küche ist gleichzeitig Ess-, Wohn- und Schlafzimmer. In der Ecke hängt eine Hängematte. Die gehört zur Standardausstattung im Mekongdelta. An der Wand hängt ein Hochzeitsfoto von ihm und seiner Frau.
Toans Hauseingang ist ein Steg am Flussufer. Nur wenige Schritte trennen die Behausung vom Wasser. Vor dem Ufer stecken Stöcke im Boden. Darum schlingen sich Wasserpflanzen. „Das sind Wellenbrecher“, sagt Toan. Er und seine Frau haben sie selbst gebaut, um ihr Land und ihr Haus vor der Erosion zu schützen.
Im Garten hat Toan einen mehrere Quadratmeter großen See. Dort baut er Shrimps an und pflegt die Mangroven. „Die Mangrovenbäume sind überlebenswichtig für uns“, sagt er. Denn sie halten die Erde zusammen. Bei der Pflege der Mangroven hat er durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Unterstützung erhalten.
Plötzlich setzt Starkregen ein. Binnen Minuten steigt das Wasser im Flussarm an, bis es fast den Holzboden von Toans Hütte erreicht. „Es sind nur noch 30 Zentimeter, dann überflutet das Wasser unsere Wohnung“, sagt er. In spätestens zwei Jahren wird er höhere Stelzen brauchen.