So offen positionieren sich andere Imame bei dieser Wahl nicht. Mahmoud Dicko, seit 2008 Präsident des Islamischen Rates in Mali und nach Einschätzung der Zeitschrift „JeuneAfrique“ einer der 50 einflussreichsten Afrikaner, gibt seit Wochen keine Interviews mehr. Cherif Ousmane Madani Haidara, spiritueller Führer der Gemeinschaft Ansar Dine – sie hat nichts mit der gleichnamigen Terrorgruppe zu tun – sprach sich laut malischen Medienberichten für Neutralität aus. Ausgerechnet ihm hatte Präsident Keita noch im Dezember während der Maulid-Feier, dem Geburtstag des Propheten Mohammed, 150 Hektar Grund zum Geschenk gemacht. Dies wurde in Mali als Wahlkampfauftakt gewertet.
Sich für Politiker auszusprechen, findet Lamine Diarra nicht verwerflich. Er ist Imam der Moschee Mariam Plateau-Süd in der Stadt Kayes. „Wenn sich die Imame beraten und einen Kandidaten für geeignet halten, können sie sich auch für ihn aussprechen. Dagegen hat der Islam nichts einzuwenden.“ Allerdings schränkt er ein: „Unsere erste Aufgabe ist es, die Menschen auf die Wahlen aufmerksam zu machen und sie zum Wählen zu animieren. Wichtig ist auch, dass sie das Ergebnis ohne Gewalt akzeptieren.“
Malis katholische Kirchenleitung vertritt eine andere Haltung. Die malische Caritas schulte im Vorfeld eigenen Angaben zufolge mehr als 500 Wahlbeobachter, die im ganzen Land unterwegs sind. In der Hauptstadt Bamako fallen immer wieder Caritas-Banner auf mit dem Spruch: „Ich wähle für den Frieden.“
Theodore Togo, Generalsekretär der Caritas Mali, verweist auf den jüngsten Hirtenbrief der Bischöfe. Darin heißt es, dass „Frieden, Entwicklung und friedliches Miteinander entscheidend“ für den Fortschritt Malis seien. Eine Kandidatenempfehlung ist für ihn aber undenkbar. „Die Bischöfe sind sehr deutlich. Sie wählen für Mali und den Frieden, aber nicht einen bestimmten Kandidaten.“
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