Frage: Wie aufwändig und personalintensiv ist es für Misereor, sich vor Korruption zu schützen?
Antkowiak: Misereor hat keine eigene Arbeitseinheit dafür wie etwa Brot für die Welt. Bei uns ist das Thema an verschiedenen Stellen verortet. Zum einen bei mir in der Vorstandsebene, weil ich für die internen Angelegenheiten zuständig bin. Wir arbeiten zusammen in einer Arbeitsgruppe, in der die Projektabteilungen, die Auszahlungskontrolle, also der Ort, wo die Verwendungsnachweiskontrolle vorgenommen wird, aber auch Mitarbeitende aus den Bereichen der Arbeitsorganisation und der Öffentlichkeitsarbeit zusammenarbeiten. Die Gruppe dockt also an die praktische Arbeit der gesamten Geschäftsstelle an. Sie beschäftigt sich mit der Umsetzung der Leitlinien, mit der Frage, wie wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen und für kritische Fälle vorbereiten, wie wir auf unsere Partnerorganisationen zugehen können. Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, in der solche Probleme offen angesprochen werden können. Glücklicherweise ist die Zahl der Problemfälle, die wir zu bearbeiten haben, sehr gering. Wir stehen dort bei einem Satz unterhalb von einem Prozent unserer Projekte.
Frage: Wie gehen Sie das Problem der Korruption in Bezug auf Ihre Partner an?
Antkowiak: Wir versuchen, präventiv vorzugehen. Korruption versuchen wir von vorn herein zu verhindern. Das hat etwas zu tun mit integrem Verhalten, Transparenz und Vertrauen. Es kommt darauf an, nicht leichtfertig zu sein. Vertrauen und Kontrolle sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Wir stehen in der Verantwortung, Rechenschaft unseren Spendern gegenüber abzulegen. Misereor arbeitet in großem Umfang auch mit staatlichen Geldern und hat deshalb Verantwortung gegenüber dem Steuerzahler. Wir versuchen, hierfür Verständnis bei unseren Partnern zu wecken – bei aller Eigenständigkeit, die sie natürlich haben.