Er war seit 1980 quasi ununterbrochen Mitglied des Kabinetts, war an Menschenrechtsverletzungen beteiligt. Das beeinträchtigt seine Glaubwürdigkeit durchaus. Und immerhin sind auch viele Mitglieder der heutigen Regierung Militärs, die den Einzug Mnangagwas ins Präsidentenamt überhaupt erst ermöglicht haben. Wir haben es jetzt mit einer sehr stabilen Koalition zwischen ZANU-PF und der Armee zu tun – die das Land in der Vergangenheit gemeinsam ausgebeutet haben.
Frage: Aber die Menschen waren immerhin froh, dass es ein halbwegs friedliches Ende der Mugabe-Herrschaft gab.
Piepel: Ja, es gibt Hoffnungen, dass er nun doch Reformen einleitet – auch wenn sich an den Machtverhältnissen im Land nicht viel geändert hat. Vielleicht zeigt Mnangagwa mehr Respekt vor den Menschenrechten, vor der Verfassung des Landes – und sei es, um ein stärkeres Engagement des Westens und der internationalen Finanzinstitutionen zu erwirken, vor allem der Weltbank und des IWF.
Frage: Also eher „window dressing“ für den Westen, nicht innere Überzeugung?
Piepel: Die ZANU-PF sieht sich, ähnlich wie der ANC in Südafrika, als Befreiungsbewegung, als legitimer Ausdruck staatlicher Macht, die man eigentlich gar nicht infrage stellen dürfte. Dieses Selbstverständnis einer Einheit von Partei und Staat ist hochproblematisch. Diese Befreiungsbewegungen sind noch nicht umfassend in einer demokratischen Staatsverfassung angekommen.
Frage: Die katholische Kirche hat bereits Kooperation zugesagt. Ist es nicht womöglich zu früh für einen Pakt?
Piepel: Die katholische Kirche in Simbabwe musste sich auch unter Mugabe immer wieder als dialog- und kooperationswillig zeigen. Sie hat versucht, ihren Einfluss geltend zu machen, um Interessen insbesondere auch der Armen im Land zu vertreten. Viele kirchliche Schulen und Krankenhäuser erhalten staatliche Kostenzuschüsse. Insofern ist eine vorsichtige Kooperationsbereitschaft durchaus angemessen. Gleichzeitig unterstreicht die Kirche immer auch die Notwendigkeit einer Stärkung demokratischer Kultur im Lande. Da ist noch sehr viel zu tun.