Frage: Wie geht Missio mit seinen Partnern Probleme an?
Krämer: In der Nähe von Tacloban habe ich ein eindrucksvolles Projekt der Missionsbenediktinerin Celine Saplala besucht. Dort waren die Verwüstungen des Taifuns Haiyan vor drei Jahren am schwersten. Die Häuser der Fischerfamilien wurden zerstört. Schwester Celine hat ein neues Dorf für die obdachlosen Fischer aufgebaut. In 30 Doppelhäusern können 60 Familien unterkommen. Und sie arbeitet auch inhaltlich mit diesen Familien. Die Fischer sind dabei, ihre Lebensgrundlage zu verlieren, weil die Gewässer überfischt sind und sie kaum noch Einkommen durch das Fischen haben. Deshalb müssen sie umgeschult werden und sich neue Arbeitsplätze suchen. In einem Gemeinschaftsraum werden die Mütter bei den Fragen der Kindererziehung und gesunder Ernährung beraten und auch, wie sie sich noch Nebenerwerbsquellen erschließen können, um Geld für den Unterhalt ihrer Familien dazu zu verdienen. Familienpastoral, die durch die Not der Obdachlosigkeit nach dem Taifun herausgefordert wird, wird hier sehr konkret gelebt.
Frage: Können Sie weitere Beispiele nennen?
Krämer: In Manila haben wir ein weiteres großes Projekt mit den Missionsbenediktinerinnen. Dort gibt es viele obdachlose Familien, die auf der Straße leben – zum Teil in Fahrrad-Rikschas. Viele Familien leben auch auf Friedhöfen. Das geht natürlich besonders unter die Haut, wenn zwischen den Grabsteinen und Grüften Kinder schlafen, essen und spielen. Die Schwestern haben nun ein Zentrum für Familien und Straßenkinder aufgebaut. Sie organisieren Freizeit und Nachhilfe für die Kinder, die Mütter werden in allen Lebensfragen beraten. Das ist umfassende, integrale Familienarbeit, die erste Früchte trägt. Es gibt Familien, die nicht mehr in Fahrrad-Rikschas oder auf dem Friedhof leben müssen, sondern sich eine eigene, bescheidene Existenz aufbauen konnten.
Frage: Was hat Sie auf den Philippinen am meisten beeindruckt?
Krämer: Trotz positiver Entwicklungen in Gesellschaft und Wirtschaft gibt es immer mehr Menschen, die auf der Verliererseite stehen und in desolatesten Situationen leben. Das ist sehr deprimierend. Auf der anderen Seite erlebt man die Fröhlichkeit und Lebensfreude dieser Menschen – gerade, wenn sie durch unsere Hilfe wieder Zuversicht und Hoffnung gewinnen. Wir können von ihnen lernen, dass man eben auch in noch so schwierigen Situationen die Zuversicht nicht verliert. Für viele wird diese Zuversicht aus ihrem Glauben und ihrer religiösen Praxis genährt. Das alles beeindruckt mich sehr.
Von Gottfried Bohl (KNA)
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