Ankunft von Sinterklaas, Nikolaus, auf einem Dampfschiff in Amsterdam (Niederlande) am 13. November 2016. Das mit Luftballons geschmückte Schiff fährt durch eine Gracht, der Sinterklaas winkt.
Eine allabendliche Kindersendung mit Kultstatus

Täglich grüßt der Nikolaus: Der Hype zum Fest in den Niederlanden

Berlin  ‐ In den Niederlanden startet dieses Wochenende die traditionelle Nikolauszeit. Teil des Hypes ist die Kult-Kindersendung „Sinterklaasjournaal“, die viel durchlebt hat: Von Schleichwerbung bis zu Diskriminierungs-Debatten.

Erstellt: 23.11.2025
Aktualisiert: 20.11.2025
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Als die frenetische Menschenmenge am vergangenen Wochenende ein ganz besonderes Segelboot auf der Insel Texel empfangen hat, war es wieder soweit: In den Niederlanden wurde die Nikolauszeit eingeläutet. Traditionell feiert „Sinterklaas“, das Pendant zum deutschen Nikolaus, am ersten Samstag nach dem 11. November (Martinsfest) per Schiff in wechselnden Städten seinen offiziellen Einzug. Eine ganze Nation wechselt ab dann für mehrere Wochen quasi in den Ausnahmezustand. Das Nikolaus-Fest ist für viele Niederländer bedeutsamer als Weihnachten. Die pompös inszenierte, offizielle Ankunft wird live im Fernsehen übertragen. Und: Im Kinderprogramm läuft wieder täglich eine Sendung mit Kultstatus - das „Sinterklaasjournaal“.

In zehnminütigen Episoden erzählt die Sendung bis zum 4. Dezember, dem Vorabend des niederländischen Nikolausfestes, Geschichten rund um „Sinterklaas“. Die Figur geht zurück auf den heiligen Nikolaus (270-343), Bischof von Myra, einer Stadt in der türkischen Provinz Antalya. Seit dem 15. Jahrhundert wird das Fest in Deutschlands Nachbarland gefeiert, wobei zunächst eine Opfergabe für die arme Bevölkerung im Mittelpunkt stand. Einige Kirchen stellten Schuhe auf, in die die wohlhabenden Stadtbewohner am 5. Dezember, einen Abend vor dem Todestag des Heiligen, Geldstücke als Spende legten. Heute ist der 5. Dezember bekannt als „Pakjesavond“, der Päckchenabend.

Genau diesem Päckchenabend fiebern die meisten Kinder in Erwartung vieler Geschenke gespannt entgegen. Wie eine Art medialer Adventskalender dient dabei das „Sinterklaasjournaal“, das seit Anfang dieser Woche allabendlich ab 18 Uhr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen läuft - zur besten Sendezeit für Kinder. Es ist ein „Straßenfeger“, der fast alle vor den Fernseher zieht. Kaum ein Kind kennt das Magazin nicht. Und kaum ein Kind kennt nicht die Hauptfigur, samt ihrer inszenierten christlichen Symbolik.

Wenn die an den Stil eines Nachrichtenmagazins angelehnte Serie die Abenteuergeschichten von fehlenden Geschenken oder dem Pferd des Nikolaus' erzählt, erscheint „Sinterklaas“ in voller Montur. Er trägt das rote Bischofsgewand. Auf seinem Kopf trägt er die traditionelle Bischofsmütze, die Mitra, in seiner Hand hält er den Krummstab, dessen Symbolik sich vom Hirtenstab ableitet. Nikolaus soll sich um die Menschen sorgen wie ein Hirte um seine Schafe. Wohl kaum eine andere Sendung, in der christliche Symbole so präsent sind, erfährt bei Kindern einen solchen Hype.

Auch vor Skandalen nicht gefeit

Die Sendung ging erstmals im November 2001 an den Start und durchlebte seitdem viele Debatten und Wandlungen. So ist auch der Gehilfe des Nikolaus', der „Zwarte Piet“ (Schwarzer Peter), Teil der Show. Anfangs entsprach er mit dicken roten Lippen, einer bunten Pumphose und braunen, gekräuselten Haaren diskriminierenden Stereotypen. Zudem hatten sich die weißen Schauspieler ihre Gesichter komplett schwarz geschminkt, was insbesondere in den 2010er Jahren heftige Debatten über das sogenannte Blackfacing auslöste.

Seit 2017 ist im „Sinterklaasjournaal“ das Gesicht des Gehilfen nicht mehr komplett schwarz, sondern mit etwas Schornsteinruß bemalt. Der komme dadurch, dass sich der Schwarze Peter durch die Schornsteine Zutritt zu Wohnhäusern verschaffe, um dort Geschenke zu verteilen. Zudem gibt es seit einiger Zeit nicht nur einen Helfer, sondern mehrere.

Doch die Kinderserie wurde auch mit völlig anderen Debatten konfrontiert: 2013 wurde der Sender NTR, der die Show ausstrahlt, von der niederländischen Medienaufsicht wegen Schleichwerbung zu einer Geldstrafe von 150.000 Euro verurteilt. NTR habe zu oft sein eigenes Geschenkpapier gezeigt.

Pädagogisch heikel wurde es 2022: Als in einer Episode ein Boot unterging, auf dem zahlreiche Geschenke lagerten, folgte eine Welle von klagenden Eltern. Ihre Kinder hätten bitterlich geweint und sich gefragt, ob denn ihre Geschenke nun überhaupt noch ankommen würden? Ähnlich zu den Geschichten um den Weihnachtsmann oder den Osterhasen glauben viele Kinder in den Niederlanden an die Existenz des Nikolaus. Die gute Nachricht: Im „Sinterklaasjournaal“ gab es bislang immer ein Happy End.

Von Daniel Zander (KNA)

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