Weihnachtsbeleuchtung, Weihnachtsstimmung: Ein stilisierter Weihnachtsbaumn
Vigo beginnt mit dem Aufbau der Festbeleuchtung

Weihnachtsstimmung im spanischen Hochsommer

Vigo  ‐ Weihnachten ist noch lange hin, könnte man meinen. Doch die spanische Küstenstadt Vigo, gelegen in der Region Galicien, startet mit einigem Vorlauf. Werbewirksam hat sie mitten im Hochsommer den Aufbau der Weihnachtsbeleuchtung gestartet.

Erstellt: 18.08.2025
Aktualisiert: 01.08.2025
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Von Andreas Drouve (KNA)

„Viva la Navidad“ – „Es lebe Weihnachten!“ Diesen Satz hört man in diesen Tagen in Vigo, einer Küstenstadt im Nordwesten Spaniens. Unter strahlendem blauem Himmel und bei Temperaturen um die 30 Grad hat mitten im Hochsommer der Aufbau der Weihnachtsbeleuchtung begonnen. Die Motive sind vielfältig und fantasievoll und keine schlichten Lichtergirlanden: Ensembles aus kapitalen Sternen und Kugeln, Engel, Rentiere, Bäume und Blüten.

Insgesamt sollen 460 Straßen der 300.000-Einwohner-Stadt unter zwölf Millionen LED-Lichtern erstrahlen – deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Die Schalter werden allerdings erst im November angeknipst, wenn es auf den Advent zugeht. Der genaue Termin ist noch nicht fixiert.

Was man in Vigo nicht öffentlich hört, sind kritische Töne. Um den christlichen Hintergrund des Weihnachtsfestes geht es dort überhaupt nicht mehr. Er wird regelrecht ins Absurde geführt, wie auch andernorts überlagert von Kommerz, Glitzer und Showtime. „Weihnachten in Vigo, das beste der Welt“, tönte der sozialistische Bürgermeister Abel Caballero beim offiziellen Startschuss in werbewirksamer Selbstdarstellung in die Kameras und Mikrofone.

Es ist offensichtlich: Vigo will mit seinem Weihnachtsspektakel aus dem touristischen Schattendasein heraustreten und Besucher zu City-Trips anlocken. Zum besseren Verständnis muss man wissen, dass die Stadt im Vergleich zu anderen in Spanien weder mit einem bedeutenden Baudenkmal noch mit einer nennenswerten Altstadt oder einem Museum von Rang auftrumpft.

Besucherrekord erwartet

Granada hat die Alhambra, Barcelona die Sagrada Família, Madrid den Prado – und Vigo dahingehend Pech. In derselben Region Galicien liegt das berühmte Pilgerziel Santiago de Compostela, wohin die Ströme der Jakobspilger zum Grab des Apostels Jakobus in die Kathedrale laufen; nur 90 Kilometer entfernt.

Beim aufwändig inszenierten Weihnachtsfeeling im Hochsommer wollte Bürgermeister Caballero freilich dem Verdacht einer allzu übertriebenen Selbstpräsentation seiner Stadt und Person vorbeugen. Ins Feld führte er die Notwendigkeit eines zeitlichen Vorlaufs: „Die Weihnachtsbeleuchtung zu installieren, ist ein sehr komplexer Prozess. Alles ist gemessen, geprüft, geplant und organisiert. Es gibt keine Improvisation.“ Man arbeite bereits jetzt an Weihnachten „in zwei und drei Jahren“.

Die Verteilung auf mehr Straßen soll den Zulauf stärker entzerren. Ein Hingucker wird der Lichterbaum am zentralen Platz Porta do Sol sein. Dessen Höhe ist noch geheim; sie dürfte aber mutmaßlich die 44 Meter des Vorjahres übertreffen. Zudem soll es verschiedene Routen geben. Der Gedanke dahinter: Touristen in der Weihnachtszeit möglichst lange in der Stadt zu halten.

Die durch die Sozialen Medien unterfütterte Neugier dürfte viele Besucher vorab anlocken, nämlich: ab jetzt. Überall sind derzeit Handwerker in Gelbwesten und Schutzhelmen unterwegs, fahren und schleppen übermannshohe Dekors von hier nach dort. Eine gute Gelegenheit für Neugierige, sich in Selfie-Posen zu stellen.

Caballeros Prognose für die erleuchtete Weihnachtszeit: „Wir werden in diesem Jahr ganz sicher den Besucherrekord pulverisieren.“ Bei der Ausgabe zuvor lockte der Lichterzauber nach seiner Aussage 6,3 Millionen Besucher an. „Ich kenne keinen Galicier, der nicht schon drei-, viermal an Weihnachten in Vigo gewesen ist“, bemerkte er. Natürlich schielt man auch verstärkt auf Zulauf aus dem Ausland, nicht nur aus dem nahen Portugal. Den für Ende 2025 erwarteten wirtschaftlichen Zufluss für seine Stadt bezifferte Caballero auf 800 Millionen Euro – und er setzte hinzu: „Es gibt etwas Unkalkulierbares, das ist der Imagewert.“

KNA

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