
Nach Morddrohungen – Menschenrechtlerin muss Kongo verlassen
Aachen ‐ In Krisensituationen können internationale Helfer das Gastland meist schnell verlassen. Doch wie steht es um lokale Projektinitiatorinnen und Aktivisten, wenn plötzlich Gefahr droht? Therese Mema, Trauma-Expertin und Missio-Partnerin aus der DR Kongo, musste das am eigenen Leib erfahren.
Aktualisiert: 02.07.2025
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Kinderprostitution, Aids, Sklaverei, Hexenwahn – nicht gerade leichte Themen, mit denen sich die „Aktion Schutzengel“ des katholischen Hilfswerks Missio befasst. Doch für manche Partner vor Ort ist die Arbeit zu solchen Themen manchmal sogar lebensgefährlich.
Nach Morddrohungen hat eine langjährige Projektpartnerin des katholischen Hilfswerks Missio Aachen ihre Heimat in der Demokratischen Republik Kongo verlassen müssen. „Weil ich Vergewaltigungen durch Rebellen und Regierungstruppen angeprangert habe, will man mich töten,“ sagte die mehrfach ausgezeichnete Menschenrechtsaktivistin und Trauma-Expertin Therese Mema jetzt bei einer Veranstaltung zur „Aktion Schutzengel“ in Aachen. Aktuell habe sie an einem nicht näher benannten Ort in Deutschland Zuflucht gefunden.
Mit der Hilfe von Missio hat Therese Mema im Bistum Bukavu im Osten des Kongo mehr als 20 Traumazentren aufgebaut. Dort kümmern sich die Therapeutin und ihre Mitarbeiterinnen um Frauen und Kinder, die missbraucht, vergewaltigt und verstümmelt oder unter menschenunwürdigen Bedingungen in Erz- und Goldminen ausgebeutet werden. Die Täter kommen meist aus dem Umfeld von Rebellengruppen, die ihren Kampf mit wertvollen Rohstoffen finanzieren wie etwa Gold oder Coltan, das für Handys in aller Welt gebraucht wird.
Das Beispiel von Therese Mema zeige, wie gefährlich der Kampf für die Menschenrechte und gegen moderne Sklaverei in vielen Teilen der Welt geworden sei, betonte Missio-Präsident Dirk Bingener. Gerade deshalb dürfe dieser Kampf nie nachlassen: „Nie zuvor waren so viele Menschen Opfer von Sklaverei wie heute. Ein großer Teil jener Produkte, die wir für unser tägliches Leben kaufen, stammt aus Ländern, die von Ausbeutung und unfairen Handelsbeziehungen betroffen sind – sei es unsere Kleidung, unser Obst aus Afrika oder unsere Handys.“
Aktion Schutzengel
Seit über 25 Jahren lenkt die „Aktion Schutzengel“ von Missio mit ungewöhnlichen Aktionen den Blick auf Notlagen in den Ländern des Südens. Angefangen hat alles mit Flügeln aus Plastik. Damit machten Schülerinnen an vielen Flughäfen darauf aufmerksam, dass pro Jahr etwa 40.000 deutsche Männer als Sextouristen unterwegs sind. Projektpartner holen bis heute Kinder und Jugendliche aus Bordellen und Gefängnissen, leiten Kinderschutzzentren und versuchen außerdem, die Täter nicht ungestraft davonkommen zu lassen.
Nach dem Kampf gegen Sextourismus und Kinderprostitution folgte das Thema „Kinder und Aids“, insbesondere der Einsatz der Kirche für infizierte Kinder und Aidswaisen in Südafrika. In den letzten Jahren hat Missio weitere Themen in den Blick genommen – etwa den Kampf gegen Hexenwahn in einigen Regionen der Welt, die lebensgefährliche Arbeit auf Elektroschrotthalden oder die Ausbeutung von Frauen und Kindern, die für einen Hungerlohn das „Glitzermineral“ Mica abbauen, das in vielen Kosmetik-Produkten enthalten ist, aber auch in Autolacken, Kaminen und Solarpanels.
KNA

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