Zerstörte Häuser, Schutt- und Trümmerberge nach schweren Bombardierungen, am 3. Oktober 2024 in Beirut (Libanon).
Präsident Bingener fordert „sofortige Waffenruhe“

Missio: Lage im Libanon übersteigt das Erträgliche

Aachen/Beirut ‐ Als Hilfswerk engagiert sich Missio stark im Libanon. Die Lageberichte von Partnern in dem Kriegsland werden derweil immer verzweifelter.

Erstellt: 09.10.2024
Aktualisiert: 09.10.2024
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Das katholische Hilfswerk Missio Aachen warnt vor einer immer dramatischeren Lage für die Menschen im Libanon – und fordert eine sofortige Waffenruhe. „Die Lage im Libanon war für die Menschen ohnehin schon schwierig, jetzt aber übersteigt sie das Erträgliche“, betonte der Präsident des Hilfswerks, Dirk Bingener, am Mittwoch. Man stehe in dauerndem Kontakt mit den Partnern im Land. Durch die anhaltenden Kriegshandlungen zwischen Israel und der Hisbollah ist nach Missio-Angaben im Südlibanon neben der Infrastruktur auch mit der Olivenernte eine wichtige Einnahmequelle zerstört worden.

Als Akuthilfe hat das Hilfswerk nach eigenen Angaben seiner Partnerorganisation CNEWA in Beirut 90.000 Euro Akuthilfe zur Verfügung gestellt. Damit würden 2.325 besonders gefährdete christliche Familien im Südlibanon versorgt. „Das Hilfswerk bereitet weitere Hilfen für seine Partner im Libanon vor.“ Deren wichtigstes Anliegen sei eine sofortige Waffenruhe. 

Der Leiter von CNEWA, Michael Constantin, berichtet, die Lage sei sehr schwierig, da das Land unter großem Druck stehe. „Die Libanesen leben in einem Zustand der Angst und Unsicherheit vor dem, was das Heute bringen wird. Wir haben kaum noch Kraft, an das Morgen zu denken. Mit jedem Tag, an dem keine Waffenruhe herrscht, nimmt das Elend im Land dramatisch zu“ so Constantin. Nach Einschätzung von CNEWA sind mittlerweile über eine Million Menschen geflohen, etwa 100.000 davon sogar ins kriegszerstörte Syrien.

Neben dem Süden des Libanons und Beirut ist den Angaben zufolge auch die Bekaa-Ebene stark betroffen. Die maronitische Diözese Deir el-Ahmar, mit der Missio Aachen zusammenarbeitet, hat bisher knapp 5.000 geflüchtete Menschen aus dem Süden des Landes aufgenommen. Die Pfarreien und Ordenshäuser, die seit Jahren auch schon geflüchtete Syrer versorgen, geraten an ihre Kapazitätsgrenzen. Neben einer Unterkunft und Lebensmitteln bräuchten insbesondere die Kinder psychologische Betreuung. Die „Schwestern vom guten Hirten“ in Deir el Ahmar betreuen derzeit nach Missio-Informationen 500 Geflüchtete mit einem Team von 20 Ehrenamtlichen und zwei Psychologen.

Missio Aachen/KNA /dr

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