Einmarsch in La Paz (2011). Zehntausende empfangen die Tipnis-Marschierer frenetisch.
Expräsident Morales kündigt Marsch zum Regierungssitz an

Verletzte bei internem Machtkampf der Sozialisten in Bolivien

La Paz  ‐ In der Andennation spitzt sich die Krise weiter zu: Der sozialistische Ex-Präsident Morales marschiert mit seinen Anhängern auf La Paz zu. Der sozialistische Amtsinhaber Arce spricht von einem Putschversuch.

Erstellt: 21.09.2024
Aktualisiert: 19.09.2024
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Der innerparteiliche Machtkampf zwischen dem sozialistischen Ex-Präsidenten Evo Morales und Amtsinhaber Luis Arce hat am Dienstag (Ortszeit) rund zwei Dutzend Verletzte gefordert. Wie die Zeitung „El Deber“ unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtete, kam es im zentralbolivianischen Departament Cochabamba zu Zusammenstößen zwischen Anhängern beider Lager der sozialistischen Regierungspartei MAS.

Demnach hatte Morales, Präsident von 2006 bis 2019, einen Marsch auf den Regierungssitz La Paz angekündigt; Anhänger des Amtsinhabers Arce errichteten daraufhin Blockaden. „Wenn es Tote geben sollte, ist das die Schuld der Regierung“, wurde Morales in bolivianischen Medien zitiert. Die Arce-Regierung warf Morales daraufhin vor, einen Staatsstreich vorzubereiten. Morales-Anhänger forderten vorgezogene Neuwahlen.

Grund für die Auseinandersetzungen ist ein Machtkampf zwischen Arce, der unter Morales als Wirtschaftsminister der Regierung angehörte und als Kandidat der MAS die Neuwahlen 2020 gewann. Morales war nach Vorwürfen des Wahlbetruges 2019 auf Druck von Militärs und Gewerkschaftsvertretern vorübergehend ins Ausland geflohen, nach dem Wahlsieg der Sozialisten unter Arce aber wieder ins Land zurückgekehrt. Er besteht auf einer erneuten Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen im August 2025, die die Verfassung aber nicht vorsieht. Morales sieht seine Menschenrechte dadurch eingeschränkt.

Bereits 2016 hatte Morales mit einem Referendum versucht, die Verfassung ändern zu lassen, so dass eine erneute Kandidatur möglich wäre. Morales verlor das Referendum, setzte aber seine Kandidatur 2019 auf juristischem Wege durch. Nach Vorwürfen des Wahlbetruges 2019 erschütterten schwere Unruhen das Land.

KNA

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