Einhellige Verurteilung der Anschläge in Dagestan
Moskau ‐ In Russland herrscht Schock nach dem Terrorangriff in der Teilrepublik Dagestan. Die Täter hatten Kirchen und Synagogen im Visier. Patriarch Kyrill I. sieht die Spaltung der Gesellschaft als das eigentliche Ziel.
Aktualisiert: 28.06.2024
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Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat die Anschläge in der südrussischen Teilrepublik Dagestan verurteilt. Er sei zutiefst erschüttert über die Terroranschläge in Derbent und Machatschkala; dabei seien Polizisten und Zivilisten, ein orthodoxer Priester sowie Mitarbeiter einer Kirche und einer Synagoge brutal ermordet worden, so das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche in einem Kondolenzschreiben an den Gouverneur Dagestans, Sergej Melikow.
Kyrill I. schrieb weiter: „Wir sehen, dass der Feind nicht von seinen Versuchen ablässt, den interreligiösen Frieden und die Harmonie in unserer Gesellschaft zu zerstören, indem er gezielt Objekte ins Visier nimmt, die den Gläubigen heilig sind.“ Die Täter wollten Feindschaft und gegenseitige Entfremdung in die Gesellschaft tragen. Es sei kein Zufall, dass die Terroristen das Verbrechen an einem wichtigen orthodoxen Feiertag, Pfingstsonntag, begingen. Das offenbare deren „teuflischen Absichten“, so der Patriarch.
Bei den Angriffen auf zwei orthodoxe Kirchen und zwei Synagogen kamen laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass wohl 20 Menschen ums Leben, darunter 15 Polizisten und ein orthodoxer Priester. Sechs Angreifer seien getötet worden. Über den Hintergrund der Täter wurde bisher nichts Genaueres bekannt. Dagestan erklärte die Tage bis Mittwoch zu Trauertagen.
„Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien“
Russlands früherer Oberrabbiner Berel Lazar rief nach Angaben von Tass zur Mobilisierung der gesamten Gesellschaft im Kampf gegen den internationalen Terrorismus auf. Die Menschen müssten den Terroristen mit Solidarität und Eintracht entgegentreten, wird er zitiert.
Der Vorsitzende der katholischen Russischen Bischofskonferenz, Moskaus Erzbischof Paolo Pezzi, sprach allen, die von dem Terroranschlag betroffen sind, sein Beileid aus. „Diese abscheuliche Tat, die sowohl das menschliche Leben als auch die religiösen Heiligtümer verachtet, verdient die schärfste Verurteilung“, hieß es in seinem Kondolenzschreiben. Pezzi rief zu Gebeten für die Todesopfer und die Verletzten auf.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich auf der Plattform X bestürzt. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien“, hieß es.
Der ehemalige Moskauer Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt kommentierte auf X: „Berichte, wonach ISIS für diesen abscheulichen Anschlag verantwortlich ist, sind einmal mehr ein Beweis dafür, dass die russischen Strafverfolgungsbehörden ihre Ressourcen zur Unterdrückung und Tötung friedlicher Bürger, die gegen den Krieg waren, missbraucht haben, statt sie zur Bekämpfung von ISIS und Terrorismus einzusetzen.“
KNA