Bischof Meier: Logik von Terror und Krieg überwinden
Bonn ‐ Vor fünf Jahren unterzeichneten der Papst und ein Großimam ein Dokument zur Geschwisterlichkeit aller Menschen. Im Gaza-Krieg fehlt Bischof Bertram Meier genau diese Perspektive. Er appelliert an die Gläubigen.
Aktualisiert: 02.02.2024
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Für den Augsburger Bischof Bertram Meier ist der Krieg im Gazastreifen eine Belastung für die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften. „Wie kann ein geschwisterliches Miteinander von Juden, Christen und Muslimen möglich sein, wenn die Logik von Terror und Krieg vorherrscht?“, schreibt Meier in seiner Funktion als Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz in einer am Freitag verbreiteten Mitteilung in Bonn. „Um die vielen unschuldigen Opfer zu weinen, gleich welcher Religion sie angehören, gemeinsam das Blutvergießen zu beklagen - das wäre Ausdruck wahrer Geschwisterlichkeit.“
Meier erinnerte an das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen“, das am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet worden war, und an die Enzyklika „Fratelli Tutti“ von Papst Franziskus, die viele der Themen aus der Erklärung aufgegriffen habe. Franziskus habe darauf verwiesen, dass Gott jeden Menschen dazu berufen habe, Friedensstifter zu sein. „Wer die Worte und Taten des Papstes ernst nimmt, der erkennt: Ein Anfang wäre gemacht, wenn es uns gelingen würde, das Leid des jeweils Anderen wirklich anzuerkennen.“ Das damalige Schreiben sei ein „eindringlicher Weckruf gegen Gewalt im Namen Gottes“ gewesen.
Aus „Fratelli Tutti“ hob Weltkirche-Bischof Meier hervor, dass zwischen den Religionen ein Weg des Friedens möglich sei (FT 281). Mehr noch: Gott habe sogar jeden und jede dazu berufen, Friedensstifter zu sein (FT 284f).
Das „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ hatten Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb, eine der höchsten Autoritäten der sunnitischen Muslime, am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet. Der 4. Februar wird auf Beschluss der Vereinten Nationen seit 2021 als „Internationaler Tag der Geschwisterlichkeit aller Menschen“ begangen.
Ökumenisches Gebet von Papst Franziskus (aus der Enzyklika „Fratelli tutti“)
Herr, unser Gott, dreifaltige Liebe,
lass aus der Kraft deiner innergöttlichen Gemeinschaft
die geschwisterliche Liebe in uns hineinströmen.
Schenke uns die Liebe, die in den Taten Jesu,
in der Familie von Nazaret und in der Gemeinschaft der ersten Christen aufscheint.
Gib, dass wir Christen das Evangelium leben
und in jedem Menschen Christus sehen können,
dass wir ihn in der Angst der Verlassenen und Vergessenen dieser Welt
als den Gekreuzigten erkennen
und in jedem Bruder, der sich wieder erhebt, als den Auferstanden.
Komm, Heiliger Geist, zeige uns deine Schönheit,
die in allen Völkern der Erde aufscheint,
damit wir entdecken, dass sie alle wichtig sind,
dass alle notwendig sind, dass sie verschiedene Gesichter
der einen Menschheit sind, die du liebst. Amen.
dr/KNA/DBK