Papst Franziskus veröffentlicht Sozialenzyklika „Fratelli tutti“
Enzyklika ‐ Papst Franziskus hat im Vatikan seine Enzyklika Fratelli tutti - Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft veröffentlicht. Zentrale Aussage des Papstes ist der Wunsch, einen Planeten zu haben, der allen Menschen Land, Heimat und Arbeit biete.
Aktualisiert: 05.10.2020
Lesedauer:
Papst Franziskus hat heute (4. Oktober 2020) im Vatikan seine Enzyklika Fratelli tutti - Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft veröffentlicht. Zentrale Aussage des Papstes ist der Wunsch, einen Planeten zu haben, der allen Menschen Land, Heimat und Arbeit biete.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, stellte die Enzyklika bei einer Pressekonferenz in Limburg vor und würdigte sie als einen „eindringlichen Appell für weltweite Solidarität und internationale Zusammenarbeit.“ Papst Franziskus wende sich insbesondere gegen nationale Abschottung und rege an, über eine „Ethik der internationalen Beziehungen“ nachzudenken. Hier, so Bischof Bätzing, sehe der Papst die Christen in der Verantwortung, keine neuen Mauern zu errichten und daran zu arbeiten, bestehende Hindernisse einzureißen. Geschwisterlichkeit sei für Papst Franziskus eine „Liebe, die alle politischen und räumlichen Grenzen übersteigt“ und weit entfernte Menschen genauso achte wie Menschen in unmittelbarer Nähe. Es gehe, betonte Bischof Bätzing, im Kern um die Würde des Menschen, die sich aus der Gottesebenbildlichkeit heraus begründe. „Die Enzyklika ist ein Weck-, Mahn- und Hoffnungsruf: Ein Weckruf, dass wir zueinander finden. Ein Mahnruf, dass wir den Nächsten nicht vergessen. Ein Hoffnungsruf, der uns auffordert, Mauern niederzureißen und Zusammenhalt zu stärken“, sagte Bischof Bätzing.
Besonders eindrucksvoll sei, dass der Papst in der Enzyklika trotz einer teilweise mit harten Worten formulierten Analyse der Welt die Hoffnung nicht verliere. Das zeige sich unter anderem in der neuen Wertschätzung für viele Menschen, die in der Corona-Pandemie großes Engagement bewiesen und in Situationen der Angst mit der Hingabe ihres Lebens reagiert hätten, so Bischof Bätzing.
Die Vielfalt der welt- und friedenspolitischen Themen, die der Papst in der Enzyklika nenne, mache deutlich, wie wichtig der Dialog zwischen den Nationen, Gesellschaften und vor allem auch Religionen sei. „Papst Franziskus unterstreicht die notwendige Rückkehr zu einer ‚Kultur der Begegnung‘ und zu echten Dialogen, weg von den ‚parallel verlaufenden Monologen‘, die derzeit häufig ablaufen“, sagte Bischof Bätzing. „Der echte und aufrichtige Dialog ist auch für die Kirche in Deutschland auf dem Synodalen Weg die Richtschnur.“
Papst Franziskus, so Bischof Bätzing, setze sich für Chancengerechtigkeit, soziale Inklusion und Teilhabegerechtigkeit ein. „Die Deutsche Bischofskonferenz fühlt sich damit bestätigt in ihrem Engagement der zurückliegenden 25 Jahre, in dem sie sich immer wieder zu gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen geäußert hat und für diese sozialethischen Werte und Ziele eingetreten ist. Die Kirche steht in der Pflicht, sich in gesellschaftliche und politische Diskussionen und Entscheidungsprozesse einzubringen. Dazu fordert die Enzyklika uns weiterhin auf“, so Bischof Bätzing.
Hintergrund
Eine Enzyklika (gr. kyklos = Kreis) ist ein Päpstliches Rundschreiben an einen Teil oder an alle Bischöfe sowie an alle Gläubigen, oft auch an alle Menschen guten Willens. Sie befasst sich mit Gegenständen der Glaubens- und Sittenlehre, der Philosophie, der Sozial-, Staats- und Wirtschaftslehre sowie der Disziplin und der Kirchenpolitik. Päpstliche Rundschreiben sind Ausdruck oberster Lehrgewalt des Papstes, aber keine „unfehlbaren“ Lehräußerungen. Sie wurden von Papst Benedikt XIV. (1740–1758) eingeführt. Die meist lateinischen Anfangsworte bilden den Titel der Enzyklika.
Papst Franziskus hat bisher zwei Enzykliken veröffentlicht: Am 29. Juni 2013 erschien die Enzyklika Lumen fidei – Über den Glauben und am 24. Mai 2015 die Enzyklika Laudato si' – Über die Sorge für das gemeinsame Haus.
© Text: DBK