Uruguay gehen die Schüler aus
Montevideo ‐ Die demografische Entwicklung im südamerikanischen Uruguay macht privaten und öffentlichen Schulen zu schaffen: Es werden schlicht zu wenig Kinder geboren. Experten sehen nur eine Lösung.
Aktualisiert: 17.01.2024
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„Nach 42 Jahren müssen wir unsere Türen für immer schließen“, heißt es in der Abschiedsbotschaft der uruguayischen Schule Ceja. Fortan wird kein Kindergeschrei mehr vom Schulhof im Viertel Paso de la Arena in Montevideo zu hören sein. Solche Fälle wird es künftig öfter geben. Es gibt einfach zu wenig Kinder in Uruguay.
„Der Abwärtstrend ist deutlich spürbar und folgt genau den demografischen Prognosen. Das macht uns große Sorgen“, sagte Juan Carlos Noya, Präsident des Verbands der privaten Bildungseinrichtungen des Landes, jüngst der Zeitung „El Observador“. Fakt ist: Die Zahl der Kinder in Uruguay ist seit Jahren rückläufig - und das führt zu ersten Schulschließungen, weil es nicht mehr genügend Schüler gibt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Der Trend innerhalb der uruguayischen Bevölkerung kommt nicht überraschend. Die ersten Ergebnisse einer Volkszählung von 2023 bestätigen lediglich, was sich schon länger abzeichnete: Das Bevölkerungswachstum stagniert, es werden immer weniger Kinder geboren. Die Konsequenzen folgen wie fallende Dominosteine. Die Einschulungszahlen sinken, das wiederum hat Auswirkungen auf das private Bildungswesen, anschließend gehen auch die Einschreibungen an den Universitäten zurück.
Die Nationale Universität Uruguays hat bereits mit einer Studie einen Blick in die Zukunft gewagt und kommt zu dem Schluss: Bis 2030 wird sich die Zahl der Schüler im Pflichtschulalter um mehr als ein Viertel reduzieren. Und so melden lokale Zeitungen immer mehr Schulschließungen: Die bilinguale Schule New Zealand, die schon ihren Sekundarbereich geschlossen hatte, wird vom Markt verschwinden. Das „Bildungszentrum Integral Constructivista“ kündigte den Behörden ebenfalls das Ende der Aktivitäten an. Mehrere andere öffentliche Schulen erwägen, den gleichen Weg einzuschlagen. Die Schule Saint Georges in Buceo hat angekündigt, keine Abiturkurse mehr anzubieten.
Drastischer Rückgang in konfessionellen Grundschulen
Der Rückgang der Schüler- und Studentenzahlen zieht sich wie ein roter Faden durch die Gesellschaft. Die Präsidentin des Bildungsverbandes ANEP, Virginia Caceres, sieht neue Herausforderungen auf das Bildungssystem zukommen. Im Jahr 2022 seien die Einschreibungen in den dreijährigen Studiengängen um 22 Prozent zurückgegangen.
Der uruguayische Verband des katholischen Bildungswesens AUDEC vereint mehr als 150 Einrichtungen und betreut 60.000 Schüler im Umfeld der Kirche. Er verzeichnet eine ähnliche Entwicklung. Nach Angaben des Verbands hat das konfessionelle Grundschulwesen in den vergangenen Jahren zwölf Prozent seiner Schüler verloren.
Der Grund ist klar: Laut der jüngsten Volkszählung ist die Bevölkerung Uruguays in den vergangenen zwölf Jahren kaum gewachsen. Demnach hat das Land zurzeit exakt 3.444.263 Einwohner. Im Vergleich zur letzten 2011 ein Plus von gerade einmal einem Prozent. Ohne Zuzug von Migranten wäre die Einwohnerzahl sogar zurückgegangen. „Sterben die Uruguayer aus“, titelte eine Zeitung daher unlängst. Experten sind zwar gegen Alarmismus, hoffen aber auf eine neue Einwanderungswelle, um die Bevölkerungszahl wenigstens stabil zu halten.