
Lateinamerika trauert um den „ärmsten Präsidenten der Welt“
Montevideo ‐ Uruguays Ex-Präsident Jose „Pepe“ Mujica ist im Alter von 89 Jahren den Folgen seines Krebsleidens erlegen. Mit ihm verliert die Region einen der ehrlichsten und aufrichtigsten Politiker.
Aktualisiert: 14.05.2025
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In den alten blauen Volkswagen Käfer wollten alle prominenten Besucher für ein Foto. Das klapprige Fahrzeug war das Symbol für den bescheidenen Lebensstil den Jose „Pepe“ Mujica pflegte. In der Küche seines kleinen Bauernhofs begrüßte er Staatenlenker wie Familienmitglieder. Luxus war ihm suspekt, er wollte ein einfaches und bescheiden Leben. Das brachte ihm die Bezeichnung „ärmster Präsident der Welt“ ein. Am Dienstag starb das frühere Staatsoberhaupt Uruguays in Montevideo eine Woche vor seinem 90. Geburtstag an den Folgen einer Krebserkrankung.
Die Reaktionen aus Lateinamerika ließen nicht lange auf sich warten: Boliviens Präsident Luis Arce sagte: „Sein Leben war ein Zeugnis des Widerstands und der Liebe zu seinem Volk.“ Chiles Präsident Gabriel Boric verabschiedete sich mit den Worten: „Wenn Du uns etwas hinterlassen hast, dann Hoffnung.“ Doch nicht nur die lateinamerikanischen Linkspolitiker würdigten die Lebensleistung Mujicas, auch Paraguays Präsident Santiago Pena stellte seinen „Einsatz für die Einheit“ Lateinamerikas heraus. Das konservative venezolanische Oppositionsbündnis „Plata Unitaria“ erklärte, Mujica sei ein „starker Verteidiger der Demokratie und der Menschenrechte“ gewesen.
Dass sowohl linke als auch rechte Politiker Mujica würdigen, liegt daran, dass der Uruguayer Menschenrechtsverletzungen in allen politischen Lagern offen ansprach und verurteilte. Eine Position, die heute in Lateinamerika am ehesten von Chiles Präsidenten Gabriel Boric vertreten wird, der als Linkspolitiker auch staatliche Repression in Venezuela oder Nicaragua scharf kritisiert. Und dafür wiederum aus linksextremen Kreisen attackiert wird.
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Ein demokratischer Linker
Mujica war – wie Boric es heute ist – ein demokratischer Linker, der sein ideologisches Lager stets davor warnte „in die Autokratie“ abzugleiten. Einst kämpfte Mujica im Untergrund gegen die soziale Ungleichheit in Uruguay, doch nach dem Übergang zur Demokratie legte er ebenso selbstverständlich die Waffen beiseite und engagierte sich für demokratische Grundwerte. Das war keinesfalls selbstverständlich, denn der Politiker verbrachte 14 Jahre im Gefängnis, wurde gefoltert. Der Grund: Er hatte Mitte der 1960er Jahre die Bewegung der Nationalen Befreiung „Movimiento de Liberación Nacional – Tupamaros (MLN-T)“ gegründet, eine Guerilla-Organisation.
Als die Demokratie nach Uruguay zurück und er in Freiheit kam, engagierte er sich politisch. Sein Aufstieg durch die Institutionen begann. Er führte ihn von 2010 bis 2015 ins Präsidentenamt. Mit seinen politischen Mitbewerbern verstand er sich gut. Unvergessen der gemeinsame Auftritt bei der Amtseinführung von Lula da Silva, als drei amtierende und ehemalige Präsidenten aus allen politischen Richtungen gemeinsam in Brasilia auftraten. Ein Musterbeispiel für gelebte Demokratie und Respekt voreinander.
Dass er sich dann mit der argentinischen Linkspopulistin Cristina Kirchner im Nachbarland genauso anlegte wie mit dem amtierenden libertären Präsidenten Javier Milei lag an seinen Grundüberzeugungen. Dass er anders als Kolumbiens Präsident Gustavo Petro oder Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva die Diktatur in Venezuela offen verurteilte, brachte ihm den Respekt des konservativen Lagers ein. Zu Papst Franziskus sagte Mujica einmal, der Argentinier könne es fertigbringen, dass er, Mujica, als Atheist vielleicht doch noch einmal an Gott glaube.
In den lateinamerikanischen Medien wird der Verstorbene als „Ikone der Linken“ gewürdigt. Ob in Mexiko-Stadt, Brasilia oder Bogota – fast überall beherrschte sein Bild am Dienstagabend die Portale der großen lateinamerikanischen Medien. Über sich selbst sagte er einmal der BBC: „Ich weiß, dass ich ein halbverrückter alter Mann bin, denn philosophisch gesehen bin ich ein Stoiker, was die Art, wie ich lebe, und die Werte, für die ich stehe, angeht. Und das passt nicht in die Welt von heute.“ Die muss nun ohne Pepe Mujica auskommen. Und das ist für viele in Lateinamerika ein großer Verlust.

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