Pfarrer von Gaza kann nicht zu seiner Gemeinde

Christen im Gazastreifen beklagen 27 Tote seit Kriegsbeginn

Gaza/Jerusalem  ‐ Auch die Christen im Gaza-Streifen leiden unter dem Krieg im Nahen Osten. Der argentinische Priester Gabriel Romanelli beschreibt die Lage als grauenhaft.

Erstellt: 06.01.2024
Aktualisiert: 05.01.2024
Lesedauer: 

Seit Beginn des Nahost-Krieges am 7. Oktober hat die christliche Minderheit im Gazastreifen nach Angaben ihres katholischen Pfarrers Gabriel Romanelli 27 Todesopfer zu beklagen. Schätzungsweise hundert weitere Christen konnten den Gazastreifen unter anderem durch doppelte Staatsbürgerschaften verlassen, sagte der argentinische Ordensmann von der Gemeinschaft „Verbo encarnado“ (Fleischgewordenes Wort) am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Lage im gesamten Gazastreifen beschrieb der Pfarrer von Gaza-Stadt als „grauenhaft“. Nach einem vorübergehenden Rückzug der israelischen Truppen aus dem Gebiet um die katholische Pfarrei hätten zuletzt auch dort die Bombardierungen wieder stark zugenommen. Die Menschen, die auf dem Pfarreigelände Zuflucht gesucht haben, benötigten die Pausen der Kriegshandlungen, um in den benachbarten Märkten nach Essen zu suchen. Romanelli, der bei einem Besuch außerhalb des Gazastreifens vom Krieg überrascht wurde, konnte trotz intensiver Bemühungen weiterhin nicht in seine Pfarrei zurückkehren.

Mindestens 18 Christen starben im Oktober bei einem Luftanschlag in der Nähe der griechisch-orthodoxen Porphyrios-Kirche in Gaza-Stadt, bei dem nach Kirchenangaben Teile des Kirchenkomplexes schwer beschädigt wurden. Im November wurde eine 80-jährige ehemalige Organistin angeschossen und verblutete, als sie von der Kirche zu ihrem Haus ging. Im Dezember erschoss nach Angaben des für die Katholiken in der Region zuständigen lateinischen Patriarchats ein israelischer Scharfschütze zwei Christinnen auf dem Pfarrei-Gelände. Der Jerusalemer Patriarch, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, sprach von einer kaltblütigen Erschießung.

Weitere Christen starben durch fehlende medizinische Versorgung, darunter das jüngste Todesopfer von Anfang Januar, Shukri Al Souri. Mindestens sechs Mitglieder seiner Familie kamen bei dem Einschlag nahe der Porphyrios-Kirche ums Leben, darunter seine beiden Brüder.

Vor Beginn des Kriegs lebten nach Angaben von Romanelli 1.017 Christen in Gaza, darunter 135 Katholiken. Damit liegt der Anteil der christlichen Todesopfer bei rund 2,6 Prozent. Einschließlich der Zahl der Abgewanderten schrumpfte die Christengemeinde demnach um 12,5 Prozent.

KNA

Mehr zum Thema