Rom vor der Weltsynode

Zwei Zugänge aus China – und eine prominente Absage

Im Oktober beraten rund 450 Männer und Frauen im Vatikan über die Zukunft der katholischen Kirche. Die endgültige Teilnehmerliste wurde nun vorgestellt - mit zwei Überraschungen.

Erstellt: 28.09.2023
Aktualisiert: 27.09.2023
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Von Anita Hirschbeck (KNA)

Die endgültige Teilnehmerliste für ein bedeutendes Treffen der katholischen Kirche im Vatikan hält zwei Überraschungen bereit. Erstens nehmen zwei Bischöfe aus China an der Bischofssynode im Vatikan teil; zweitens hat der frühere Chefdogmatiker des Vatikans, Kardinal Luis Ladaria, seine Teilnahme abgesagt.

Die endgültige Liste stellte der Untersekretär des Synodensekretariats, Bischof Luis Marin de San Martin, Ende vergangener Woche vor Journalisten vor. Von Papst Franziskus persönlich ernannt wurden demnach der Bischof von Jining in der autonomen Region Innere Mongolei, Pater Antonio Yao Shun, sowie Bischof Joseph Yang Yongqiang von Zhoucun in Shandong.

Die Ernennungen gelten als außergewöhnlich, weil der Heilige Stuhl und China keine diplomatischen Beziehungen miteinander unterhalten. Als Franziskus Anfang September die Mongolei bereiste, verbot das kommunistische Regime in China den Bischöfen und Gläubigen des Festlandes die Ausreise, um an dem Besuch im Nachbarland teilzunehmen.

Franziskus habe in der Mongolei immer wieder die Bedeutung des chinesischen Volkes hervorgehoben, sagte der vatikanische Kommunikationschef Paolo Ruffini am Donnerstag. Es sei wichtig, dass auch die chinesische Kirche bei der Bischofssynode vertreten sei.

54 Frauen mit Stimmrecht

Seine Teilnahme abgesagt hat hingegen der frühere Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Kardinal Ladaria. Die Gründe hierfür kenne er nicht, sagte Untersekretär San Martin. Ladaria zählte ebenfalls zu den Kandidaten, die persönlich von Franziskus nominiert worden waren. Der 79-jährige Spanier war Anfang des Monats aus seinem Amt als Leiter der Glaubensbehörde verabschiedet worden. Auf ihn folgte ein Landsmann des Papstes, der 61 Jahre alte Erzbischof Victor Fernandez aus Argentinien.

Von den 464 Synodenteilnehmenden haben endgültig 364 Mitglieder ein Stimmrecht. 54 davon sind Frauen, somit ist etwa jede siebte Stimme weiblich. Die vorläufige Liste von Juli verzeichnete noch 378 stimmberechtigte Mitglieder, darunter 56 Frauen. Aus unterschiedlichen Gründen – etwa Krankheit – hätten Teilnehmende abgesagt, erklärte San Martin. Andere seien hinzugekommen, etwa die chinesischen Bischöfe. Bei den deutschsprachigen Teilnehmenden gab es keine Veränderung.

Die Bischofssynode findet vom 4. bis 29. Oktober im Vatikan statt. Im Kern geht es um eine Art neue Verfassung für die Kirche, die dem „Volk Gottes“ mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten eröffnen soll. Unter anderem sollen die Teilnehmenden über den künftigen Umgang der Kirche mit LGBTQ und die Rolle der Bischöfe beraten. Erstmals haben Frauen bei einer Bischofssynode ein Stimmrecht.

Die anstehende Versammlung im Oktober ist Teil der sogenannten Weltsynode, einem umfassenden Beratungsprozess, an dem die gesamte Weltkirche teilhaben soll. Der Abschluss findet im Oktober 2024 mit einer zweiten Bischofssynode im Vatikan statt.

KNA

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