Lissabon bereitet sich auf den Weltjugendtag vor
Lissabon ‐ Die Vorbereitungszentrale in Lissabon brummt wie ein Bienenstock. Hunderte freiwillige Helfende aus 20 Ländern sind im Einsatz – denn zum Weltjugendtag im August werden über eine Million katholische Jugendliche erwartet.
Aktualisiert: 20.06.2023
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Kiara Kollmeder kann kaum noch abwarten, dass es endlich losgeht. „Der Weltjugendtag in Lissabon wird ein riesiges Fest christlicher Freude“, ist sie sich sicher. Seit Oktober arbeitet die 19-jährige Münchnerin als freiwillige Helferin in der WJT-Organisationszentrale in der portugiesischen Hauptstadt.
Kiara sitzt in einem Großraumbüro mit einem Dutzend anderer freiwilliger Helferinnen und Helfer aus verschiedensten Ländern. Sie kommen aus Frankreich, Polen, Brasilien, Peru, Ghana, Ungarn, Guatemala, Kolumbien, von den Philippinen oder aus Panama. Kiara ist für die Pilgerbeziehungen mit den europäischen Bischofskonferenzen zuständig und ist Ansprechpartnerin für alle möglichen Fragen. Die Bischofskonferenzen informiert die junge Deutsche über die Registrierungen, das Programm, über die Sprachangebote der Katechesen, aber auch über Unterkünfte, Ausflugsmöglichkeiten und in welchen Restaurants die Pilger mit ihren QR-Codes Essen bekommen.
Das Gebäude der WJT-Organisatoren ist eine frühere Wartungszentrale für Militärausrüstung des portugiesischen Heeres. Es wurde der Portugiesischen Bischofskonferenz für die Vorbereitung des WJT zur Verfügung gestellt. „Wo früher für den Krieg gearbeitet wurde, arbeiten wir heute für den Frieden“, scherzt Lissabons Weihbischof und WJT-Koordinationsleiter Americo Aguiar, während er durch die Räume führt.
Plan F
In der WJT-Zentrale brummt es geschäftig. Telefone klingeln pausenlos. Arbeitsgruppen beraten an großen Tischen und in Konferenzräumen. 600 freiwillige Helferinnen und Helfer aus 20 Ländern sind bereits jetzt im Einsatz. Anfang August - während des Weltjugendtags - werden es wohl 30.000 sein. „Neben dem Programm mit Papst Franziskus erwarten wir mehr als eine Million Pilger, die verpflegt, untergebracht und transportiert werden wollen“, sagt Aguiar.
Der Bischof hat selbst einiges zum Trubel der vergangenen Tage beigetragen. Bei der offiziellen Vorstellung des Programms sagte Aguiar vor der Presse, für den Fall einer Absage des frisch operierten Papstes gebe es keinen Plan B. Es gebe nur den „Plan F“ (wie Franziskus); denn ein Weltjugendtag sei immer eine Begegnung der Jugend mit dem Papst - nicht ohne den Papst.
Die Aufregung war groß: eine kurzfristige Absage am Horizont, wenn der 86-jährige Franziskus nicht kommen kann? Was bedeutet das für Zehntausende Jugendliche und für ihre Tickets nach Lissabon? Seither bemüht man sich im Organisatorenteam, die Wogen zu glätten. Der Papst erhole sich ja sehr gut, heißt es nun - also stelle sich die Frage gar nicht. Ein Dementi freilich klingt anders. Ist Franziskus fit, braucht es auch keine Absage - verstanden. Aber was passiert, wenn er nicht fit ist?
Endlich wieder gemeinsam feiern
Kiara Kollmeder ist ganz beseelt vom Hier und Jetzt. Eben noch hat die junge Frau eine Gruppe der Österreichischen Bischofskonferenz durch Lissabon geführt und ihr die Orte des WJT gezeigt. „Die Pilger werden begeistert sein. Lissabon ist einfach eine junge, lockere und umwerfend schöne Stadt“, schwärmt sie. „Es gibt hier so schöne Ecken, so viel Geschichte.“ Besonders freut sie sich auf die Abschlussmesse mit dem Papst am Tejo-Fluss.
„Für alle Jugendlichen wird es schön sein, nach der frustrierenden Corona-Pandemie, die viele Zukunftsängste und Zweifel ausgelöst hat, endlich wieder gemeinsam zu feiern, zu singen, zu tanzen und zu beten“, meint Kiara. Nach der Pandemie und durch den Ukraine-Krieg sei das spirituelle Verlangen der Jugendlichen größer denn je. Beim WJT könnten sie Antworten auf ihre Fragen und Ängste bekommen - auch jene, die vielleicht nicht primär aus religiösen Gründen kommen.
Auch die Vorfreude und Gastfreundschaft der Portugiesen sei überall zu spüren, meint die Münchnerin - trotz einigen Ärgers über die hohen Kosten der Veranstaltung. Die große Mehrheit der Portugiesinnen und Portugiesen bekennt sich zum katholischen Glauben. Die Religion spielt bei vielen auch heute noch eine wichtige Rolle im Leben. Von besonderer Bedeutung ist Maria, die an Wallfahrtsorten wie Fatima als Schutzheilige Portugals verehrt wird. Auch Papst Franziskus wird mit Zigtausenden WJT-Teilnehmenden Fatima besuchen.
Gebetbücher erstmals nur per digital
Die aus Panama stammende Esmeralda Sosa ist überzeugt: „Die Lust auf den Weltjugendtag ist riesig. Das sieht man vor allem in den Sozialen Netzwerken.“ Die 25-Jährige ist für den spanischsprachigen Internet-Auftritt des WJT zuständig. Über Twitter, Instagram, Facebook und TikTok verbreitet sie vor allem in Spanien und Lateinamerika neueste Nachrichten über das Jugendtreffen.
Die Digitalisierung des Treffens, bei dem sogar Gebetbücher und Broschüren nur noch per App zu haben sind, ist laut Esmeralda besonders wichtig: „Die Botschaft Jesu und der Aufruf zu friedlicher Brüderlichkeit, die beim WJT vermittelt werden, erreichen die Jugendlichen so viel direkter“, ist sich die Lateinamerikanerin sicher, die schon in Rio de Janeiro und in Panama an den Weltjugendtagen teilgenommen hat.
„Das Zusammenleben und der kulturelle und religiöse Austausch mit Jugendlichen aus verschiedensten Ecken der Erde ist einfach ein unvergessliches und für alle Christen beeindruckendes Erlebnis“, meint Esmeralda – während sie die neuesten Meldungen auf Instagram postet.
KNA