Neuseelands Kirche begrüßt Aus für „Entdeckungs-Lehre“
Wellington ‐ Neuseelands katholische Kirche unterstützt nachdrücklich den Schritt des Vatikans, die Lehre von der Entdeckung Amerikas und anderer Kontinente aus der Kolonialzeit zurückzuweisen.
Aktualisiert: 31.03.2023
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„Im 21. Jahrhundert verabscheuen wir die Art des Glaubens, dass eine Gruppe von Menschen einer anderen überlegen ist“, heißt es in einer am Freitag veröffentlichen Erklärung der Bischöfe. Sie versicherten insbesondere die Maori-Ureinwohner, dass sie diese Lehre „absolut und vorbehaltlos“ ablehnten. „Eine solche Doktrin hat keinen Platz in unserer Welt und sollte nicht Teil davon sein“, betonen die Kirchenführer.
Der Vatikan hatte am Donnerstag mitgeteilt, die katholische Kirche rücke von der historischen Idee einer „Entdeckung Amerikas“ durch die Europäer ab. „Die 'Entdeckungs-Doktrin' ist nicht Teil der Lehre der katholischen Kirche“, so die Vatikanbehörde für Erziehung und Kultur und die vatikanischen Entwicklungsbehörde. Die entsprechenden Papstschreiben aus dem 15. und 16. Jahrhundert seien „nie als Ausdruck des katholischen Glaubens“ angesehen worden.
Der König der neuseeländischen Maori hatte im Januar den gestorbenen Papst Benedikt XVI. für sein Engagement um Frieden und Verständigung gewürdigt. Dies seien auch die Fundamente der Maori-Königsbewegung Kiintiganga und aller Angehörigen der Maori, hieß es im Beileidsschreiben von König Tuheitia Potatau Te Wherowhero VI. an die Katholiken in Neuseeland. Zugleich erinnerte er an die Besuche der Maori-Könige bei Papst Paul VI. und Papst Franziskus im Vatikan.
Die Maori-Königsbewegung „Kiingitanga“ wurde in den 1850er Jahren von Stämmen der Maori gegründet, um auf gleicher Ebene mit den Monarchen der britischen Kolonialmacht zu stehen. Im Januar wurde mit Carmel Sepuloni erstmals eine Maori Vizepremierministerin.
Die Maori stammen von Südseeinsulanern ab, die im 13. Jahrhundert nach Neuseeland eingewandert waren. Sie stellen heute rund 15 Prozent der Bevölkerung und sind mehrheitlich Christen. Die Engländer als „Entdecker“ Neuseelands hatten 1840 im Vertrag von Waitangi die Rechte der Maori an ihrem Land anerkannt, jedoch in der Folgezeit den Vertrag gebrochen und die Ureinwohner unterdrückt. Im Juni 2008 einigten sich die Regierung Neuseelands und ein Maori-Kollektiv nach 20 Jahren Verhandlungszeit auf eine umfassende Entschädigung für die Ureinwohner.
Auch die katholischen Bischofskonferenzen Kanadas und der USA hatten die Erklärung von Donnerstag begrüßt. Boliviens früherer Präsident Evo Morales forderte Europa auf, sich bei den indigenen und afrikanischen Völkern für die Kolonialisierung zu entschuldigen, durch die sie ein Vermögen angehäuft hätten. Die mehr als 500 Jahre alte falsche „Doktrin der Entdeckung“ habe Völkermord, Raub und Gräueltaten gerechtfertigt, schrieb Boliviens erster indigener Präsident auf Twitter. „Es gab nie eine Entdeckung; es gab einen imperialistischen kriminellen Angriff“, fügte er hinzu.
Beim Besuch von Papst Franziskus in Kanada im Juli 2022 hatten Indigene von ihm eine Abkehr von der „Entdeckungs-Doktrin“ gefordert. Diese habe zur Enteignung und Unterdrückung der amerikanischen Ureinwohner durch die Kolonialmächte beigetragen.
KNA