Fairändern!
Fairer Handel steht für gerechte und partnerschaftliche Handelsbeziehungen.
Aktualisiert: 18.07.2023
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Immer mehr Verbraucherinnen und Verbrauchern ist in den letzten Jahren bewusst geworden, dass die Produktion vieler unserer Konsumgüter mit der Verletzung von Menschenrechten und dem Raubbau an unserer Umwelt einhergeht. Sie möchten mit ihrem Einkauf nicht länger zu Ausbeutung und Umweltverschmutzung beitragen. Der Faire Handel – in Deutschland vor mehr als vier Jahrzehnten begonnen – bietet hier eine Alternative: Er steht für gerechte und partnerschaftliche Handelsbeziehungen und dafür, dass Produzenten menschenwürdig leben können.
Auch wenn heute fair gehandelte Produkte in 36.000 Supermärkten, Bioläden und Geschäften sowie 18.000 Gastronomiebetrieben erhältlich sind, ist sein kirchlicher Bezug doch nach wie vor spürbar und entscheidend. Der Faire Handel ist aus der Initiative der evangelischen und katholischen Jugendverbände mit Unterstützung der Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt entstanden. Damals wie heute engagieren sich tausende Ehrenamtliche in Kirchengemeinden, Verbänden und Gruppen. Die kirchlichen Hilfswerke und Jugendverbände tragen die GEPA, Europas größtes Fair-Handels-Haus, und sind Mitglied von Fair Trade Deutschland. Mit Blick auf die Erfolgsgeschichte des Fairen Handels darf man auch von einer gelungenen ökumenischen Aktion sprechen.
„Wir wollen kein Mitleid, sondern Arbeit, die wir in Würde verrichten können“
Was ist Fairer Handel?
Sunita, Schatzmeisterin einer Gruppe aus Indien, beschreibt das so: „Fairer Handel heißt für uns, dass wir Arbeit und Verdienstmöglichkeiten haben, so dass wir unsere Kinder zur Schule schicken können. Von unserem Verdienst haben wir in der Gruppe ein gemeinsames Konto angelegt und wir alle entscheiden, wer davon einen Kredit bekommen kann. Wir wollen kein Mitleid, sondern Arbeit, die wir in Würde verrichten können. Wir haben nun auch eigene Arbeitsräume, wo die Arbeitsbedingungen gut sind.“
Ein Fairer Preis
Der „Faire Preis“ ist ein wichtiges Kriterium des Fairen Handels. Für Produkte, die einen festen Weltmarktpreis haben, wird ein Fairtrade-Mindestpreis garantiert, der stets gezahlt werden muss, egal, wie niedrig der Weltmarktpreis auch liegen mag. Für andere Produkte werden faire Preise in Abstimmung mit den Produzentengruppen festgelegt. Für viele Produkte wird auch eine Fairtrade-Prämie bezahlt. Die Bauern, die sich zu Genossenschaften zusammengeschlossen haben, entscheiden selbst, wofür diese Fairtrade-Prämie verwendet wird. Handelt es sich um eine einzelne Plantage oder Firma, muss ein Gremium von Arbeiterinnen und Arbeitern und dem Management gebildet werden, in dem über die Verwendung der Prämie entschieden wird. Oft wird auf diesem Wege Geld für medizinische Versorgung oder den Bau und die Renovierung von Schulen bereitgestellt.
Fairer Handel umfasst noch sehr viel mehr: Er ermöglicht langfristige und direkte Handelsbeziehungen. Schon vor der Lieferung wird eine Vorfinanzierung unter Berücksichtigung des Finanzbedarfs der Genossenschaften vereinbart. Diese Maßnahmen helfen den Produzierenden dabei, den Marktzugang durch höhere Qualität und den Ausbau der Infrastruktur zu verbessern. Auch die Umstellung auf biologische Landwirtschaft wird im Fairen Handel intensiv gefördert.
Gegenseitige Unterstützung durch Kooperativen
Vielen Bauern fällt es schwer, ihre Ware zu vermarkten. Zu oft fehlt es an einfachsten Dingen wie einer Transportmöglichkeit für die Produkte. Durch den Zusammenschluss in Kooperativen haben die Bauern bessere Möglichkeiten, ihre Produkte zu vermarkten, sich fortzubilden und gemeinsam für ihre Rechte einzutreten. Außerdem sind im Fairen Handel ausbeuterische Kinderarbeit und Zwangsarbeit ausgeschlossen. Angestellte auf Plantagen und in Fabriken erhalten eine angemessene Bezahlung und profitieren unter anderem von bezahltem Urlaub, sozialer Vorsorge und Arbeitsschutzmaßnahmen.
„Fairer Handel beweist, dass wirtschaftliche Beziehungen auch anders möglich sind!“
Beim Fairen Handel steht aber nicht allein der Warenhandel im Mittelpunkt. Vielmehr zielt der Einsatz auch darauf, in Gesellschaft und Politik für mehr Gerechtigkeit einzutreten. Zwar ist der Faire Handel nicht die Lösung für alle Probleme dieser Welt, aber er bietet benachteiligten Produzenten eine Möglichkeit, ihre Produkte unter fairen Bedingungen zu vermarkten. So beweist er, dass wirtschaftliche Beziehungen auch anders möglich sind! Der Faire Handel ist auch ein wichtiges Instrument der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit. Er eröffnet konkrete Handlungsmöglichkeiten und macht es leichter, komplexe wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge unserer globalisierten Welt zu verdeutlichen. Die internationalen Dachorganisationen des Fairen Handels FLO e. V., WFTO und EFTA fassen zusammen:
Fairer Handel ist eine „Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzentinnen und Produzenten und Arbeiterinnen und Arbeiter – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair-Handelsorganisationen engagieren sich für die Unterstützung der Produzenten, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“
Wer handelt im Fairen Handel?
Fair-Handels-Organisationen wie GEPA, El Puente, Weltpartner und Banafair vertreiben ausschließlich fair gehandelte Produkte. Sie werden auch als 100% Fair-Händler bezeichnet. Ihre Produkte sind in rund 1000 Weltläden in Deutschland zu finden. Darüber hinaus vermarkten manche Firmen einzelne Produkte ihres Sortiments nach den Grundsätzen des Fairen Handels. In Supermärkten und anderen Geschäften gilt daher als Erkennungszeichen das Fairtrade-Siegel. Auch die GEPA ist mit vielen ihrer Produkte in den Supermärkten vertreten.
Wie aktiv werden?
Der Faire Handel bietet vielfältige Möglichkeiten für Engagement und die Bildungsarbeit in Verbänden, Schulen und Gemeinden.
Hinweise und Materialien für die Bildungsarbeit finden Sie unter fairtrade.de; GEPA/Schülerfirmen (für Jugendliche) und forum-fairer-handel.de.
Gemeinden, Schulen, Aktionsgruppen sind zum Mitmachen aufgerufen: Aktionsleitfaden und Hintergründe unter faire-woche.de
Twentyfair : Eine DVD mit 20 kreativen Kurzfilmen aus einem Filmwettbewerb des Forums Fairen Handel können Sie hier bestellen: Twentyfair
Ihre Gemeinde soll fair werden?
Dabei hilft die Ökumenische Initiative Zukunft einkaufen e. V.
Stand: September 2012
Zuletzt bearbeitet: Juni 2022 (LSP)