
Kirchenbündnis für den Amazonas
Umwelt ‐ In seiner Enzyklika „Laudato Si“ prangert Franziskus die Zerstörung des Amazonasgebietes an. Dem Ruf des Papstes folgend hat sich nun in Lateinamerika ein neues länderübergreifendes Kirchennetzwerk gebildet, das den Menschen in Amazonien zu einer starken Stimme verhelfen will. Thomas Wieland vom Hilfswerk Adveniat erklärt, vor welchen Herausforderungen sie tagtäglich stehen.
Aktualisiert: 18.11.2015
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Das Pan-Amazonas-Kirchennetzwerk REPAM tagt derzeit (16.-18. November) in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota. Zusammen mit Vertretern verschiedener kirchlicher Partnerorganisationen aus neun Ländern denkt es über die Enzyklika „Laudato Si“ und die Situation der indigenen Völker in der Region nach. Bei dem Treffen sollen Handlungsstrategien definiert werden, die das Netzwerk als Teil und im Dienst des lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM stärken sollen. Radio Vatikan sprach vor Ort mit Thomas Wieland, Referent beim katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat.
„Die hundert REPAM-Teilnehmer an dieser Konferenz arbeiten an der Basis: Bischöfe, Meinungsträger, Medienleute. Eine Frucht des Treffens könnte sein, dass wir nochmals ein größeres und besseres Bild vom Amazonasraum bekommen, denn es ist nicht nur das Leben der indigenen Völker, es bedeutet nicht nur das Leben der Menschen, die an den Flüssen wohnen; sondern im Amazonasraum gibt es große Städte wie Manaus. Dort leben über eine Million Menschen! Ein besseres Bild zu bekommen von den verschiedenen Wirklichkeiten, die den Amazonasraum bilden, und dann auch die Handlungsschritte besser auf die Herausforderung abzustimmen – das ist die Chance des Treffens hier in Bogota“, so der Lateinamerika-Experte.
Weite Distanzen und mächtige Gegner
Die größten Herausforderungen im Amazonasgebiet sind für Wieland die Entfernungen. „Das Amazonasgebiet ist riesengroß. Zum Teil sind die Menschen auf Flüssen ewig unterwegs, um sich zu begegnen, um sich zu artikulieren. Deswegen machen die Entfernungen den Menschen schwach. Diese Entfernungen überwinden zu können, mittels Kommunikation zum Beispiel – das wäre etwas, das sie stärken könnte. Eine andere Schwierigkeit ist, dass die Gegner der Menschen, die hier im Amazonasgebiet leben, groß und mächtig sind. Das sind die großen Wirtschaftskonzerne, die ihre Interessen skrupellos verfolgen. Ohne darauf zu achten, wie es den Menschen geht, die dort leben, und ohne darauf zu achten, welche Auswirkungen ihr Handeln weltweit hat. Das sind die großen Schwierigkeiten.“
Der Adveniat-Mitarbeiter lobt in diesem Zusammenhang die Schöpfungsenzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. Sie verbinde „den Schutz für die Armen, den Schutz für die Umwelt mit dem Leben“ und bringe die spirituelle Komponente des Umgangs mit Mensch und Natur zum Tragen. Das REPAM-Netzwerk könne also in diesem Sinne der praktische Arm von „Laudato Si’“ sein, sagt Wieland.
Wieland: Amazonas-Thematik nicht aus dem Blick verlieren
„Ich glaube, derzeit ist es eher schwierig, in Deutschland Sensibilität für das Thema Amazonien zu wecken – obwohl die Auswirkungen im Amazonasraum auch uns betreffen. Zurzeit ist Deutschland eher auf die Flüchtlinge und die Sicherheit im eigenen Land bedacht, was auch wichtig ist. Gleichzeitig darf man die Thematik des Amazonasraumes nicht aus dem Blick verlieren, denn früher oder später werden wir die Konsequenzen auch bei uns spüren.“
REPAM setzt sich für ein nachhaltiges Entwicklungsmodell in Lateinamerika ein, das Menschenrechte und Umwelt achtet. Das Netzwerk schult Menschenrechtsaktivisten, um die Anliegen des Amazonasgebietes, vor allem in Zusammenhang mit Megaprojekten, mit Nachdruck zu vertreten.
© Radio Vatikan