Bischöfe fordern stärkeren Einsatz gegen Menschenhandel
Bild: © KNA
Tag gegen Menschenhandel

Bischöfe fordern stärkeren Einsatz gegen Menschenhandel

Laut „Global Slavery Index 2016“ leben weltweit derzeit mehr als 45 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel fordert Migrationsbischof Stefan Heße einen stärkeren Einsatz der Bundesregierung gegen dieses Verbrechen.

Erstellt: 18.10.2016
Aktualisiert: 13.09.2022
Lesedauer: 

Zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel am heutigen Dienstag haben die katholischen Bischöfe in Deutschland mehr staatliches Engagement gegen Menschenhändler und moderne Sklaverei gefordert. Der Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Stefan Heße, kritisierte am Montag in Bonn, dass Deutschland immer noch keinen Berichterstatter zu Fragen des Menschenhandels berufen habe. Ebenso sei eine bessere Vernetzung der zuständigen Behörden dringend erforderlich.

Der Hamburger Erzbischof lobte zugleich, dass Deutschland damit begonnen habe, die EU-Menschenhandelsrichtlinie aus dem Jahr 2011 „endlich“ umzusetzen. Gerade mit Blick auf die vielen Flüchtlinge aus dem Nahen und Mittleren Osten müsse die Weltgemeinschaft ihre Anstrengungen aber noch verstärken.

Weltweit 45 Millionen Opfer von moderner Sklaverei

Nach Zahlen des „Globalen Sklaverei-Index 2016“ leben weltweit derzeit mehr als 45 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. Darunter fallen verschiedene Formen des Menschenhandels, der Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Zwangsprostitution.

Erzbischof Heße dankte ausdrücklich den Mitarbeitern kirchlicher Wohlfahrtsorganisationen und engagierten Ordensschwestern, die „tagtäglich“ den Opfern von Menschenhandel begegneten. Diese persönliche Erfahrung sei für die Arbeit der Kirche prägend. Heße, der auch Sonderbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Flüchtlingsfragen ist, betonte: „Es steht außer Frage: Die Kirche hat der modernen Sklaverei in all ihren Formen den Kampf angesagt.“

Die Grünen erklärten, Deutschland tue zu wenig, um den Opfern von Menschenhandel zu helfen. Der Staat solle „einen Anspruch auf aufenthaltsrechtlichen Schutz für Opfer von Menschenhandel“ gewährleisten. Weiterhin müsse die Politik „Projekte und Engagement der Zivilbevölkerung in diesem Bereich“ stärker unterstützen, erklärten Vertreter der Grünen-Bundestagsfraktion.

Der deutsche Ableger der Menschenrechtsorganisation „International Justice Mission“ (IJM) forderte deutsches Engagement gegen Menschenhandel auch im Ausland. „Deutschland soll sich mit höherer Priorität für die Stärkung der Rechtssysteme in Partnerländern einsetzen, damit diese Ausbeutung und Sklaverei vor Ort verhindern“, forderte die Organisation. Polizei, Gerichte und Behörden sollten Menschen vor Ausbeutung und Gewalt schützen. In vielen Entwicklungsländern sei das nicht der Fall. (lek/KNA)

© weltkirche.katholisch.de

Hintergrund

Papst Franziskus hat den Kampf gegen Menschenhandel und andere Formen der Sklaverei zu einem Schwerpunktthema erhoben. Im Dezember 2014 unterzeichnete er gemeinsam mit hochrangigen Würdenträgern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung, die dazu aufruft, die „moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen“. Vom 26. bis 27. Oktober 2016 wird Erzbischof Heße an den Beratungen der Santa Marta Group im Vatikan teilnehmen. In der Santa Marta Group treten regelmäßig kirchliche Verantwortungsträger und führende Polizeibeamte aus über 30 Ländern zusammen, um gemeinsam über opferzentrierte Strategien gegen Menschenhandel zu beraten. Ihren Namen verdankt die Gruppe dem vatikanischen Gästehaus Santa Marta, wo sie im April 2014 in Anwesenheit von Papst Franziskus gegründet wurde. Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland im Kampf gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der „Arbeitsgruppe Menschenhandel“ zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind in der Arbeitsgruppe der Deutsche Caritasverband e. V., die Deutsche Kommission Justitia et Pax, das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis und die Frauenrechtsorganisation Solwodi vertreten. Zudem wird durch das von der Diakonie getragene Fraueninformationszentrum Stuttgart eine ökumenische Perspektive eingebracht. (DBK)