
Jesuiten wollen Flüchtlingshilfe und Friedensarbeit stärken
Orden ‐ Erstmals in seiner knapp 500-jährigen Geschichte wird der Jesuitenorden von einem Nichteuropäer geleitet: Vier Tage nach seiner Wahl zum 31. Generaloberen verriet der Venezolaner Arturo Sosa Abascal den künftigen Kurs der „Gesellschaft Jesu“.
Aktualisiert: 26.10.2016
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Die Jesuiten sollen sich nach dem Willen ihres neuen Generaloberen verstärkt auf Flüchtlingshilfe und Friedensarbeit konzentrieren. Weitere zentrale Anliegen sollen die Armutsbekämpfung und der interreligiöse Dialog sein, wie der Venezolaner Arturo Sosa Abascal am Dienstag sagte.
Um die Welt zu verbessern, reiche jedoch der Glaube allein nicht aus. Nötig sei auch „intellektueller Tiefgang“. Dieser dürfe allerdings kein Selbstzweck sein. „Wir wollen unsere Mauern nicht mit Akademikern füllen, sondern der Kirche gut dienen“, so Sosa.
Sosa wies in seiner ersten Pressekonferenz darauf hin, dass der konkrete künftige Kurs des Ordens derzeit vom Generalkapitel erarbeitet werde, das seit zwei Wochen in Rom tagt. Die Delegierten und Ordensoberen hatten Sosa am Freitag als ersten Nichteuropäer in der rund 500-jährigen Geschichte des Ordens zum Generaloberen gewählt.
Die „Gesellschaft Jesu“ hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit 16.400 Mitglieder. Sie unterhält etliche Universitäten und Schulen, außerdem einen eigenen Flüchtlingsdienst.
„Es ist eine andere Welt möglich“
Sosa appellierte dazu, auch in aussichtslos erscheinenden Situationen die Hoffnung nicht aufzugeben. Selbst wenn Waffenhandel, Menschenhandel und Drogenkriminalität unbesiegbar erschienen, gelte es stets, das Unmögliche zu denken: „Es ist eine andere Welt möglich“, sagte der Jesuit. Es zeichne den Jesuitenorden aus, dass er im Vertrauen auf Jesus immer voller Hoffnung sei.
Sosa, der sich den Journalisten als „Padre Arturo“ vorstellte, äußerte sich auch zur politischen Lage in seiner Heimat Venezuela. Das politische Erbe des früheren Staatspräsidenten Hugo Chavez ruhe auf den Öleinnahmen des Landes. Es könne sich wirtschaftlich, politisch oder ideologisch nicht auf eigenen Beinen halten. Der Einbruch der Öleinnahmen führe nun zu großem Leid in der Bevölkerung. Die Opposition habe jedoch auch kein Projekt für eine Zukunft ohne Ölgelder. Wichtig für das Land seien jetzt ein nationaler Dialog und das Bauen von Brücken; die Bevölkerung wolle keine Gewalt.
Sosa ist Nachfolger des Spaniers Adolfo Nicolas (80), der von dem Amt auf Lebenszeit zurückgetreten war. Seit 2008 fungierte Sosa als Berater Nicolas‘.
Zusätzlich zu den drei klassischen Ordensgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam geloben Jesuiten, dass sie sich vom Papst in die Pflicht nehmen lassen. Zum ersten Mal in der Geschichte ist mit Papst Franziskus seit 2013 ein Jesuit Oberhaupt der katholischen Kirche. (KNA/Radio Vatikan/lek)
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