UN-Klimakonferenz startet in Marokko
Bild: © KNA

UN-Klimakonferenz startet in Marokko

Umwelt ‐ Der 22. Weltklimagipfel in Marrakesch hat begonnen. Auf der Konferenz will sich die Staatengemeinschaft auf konkrete Maßnahmen verständigen, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens in die Tat umzusetzen. Schon im Vorfeld des Gipfels sorgte ein Zwist der Bundesregierung um den Klimaschutzplan 2050 für Unmut.

Erstellt: 07.11.2016
Aktualisiert: 05.10.2022
Lesedauer: 

Heute beginnt der 22. Weltklimagipfel (COP22) in Marrakesch. Die Staatengemeinschaft will sich auf konkrete Maßnahmen verständigen, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens in die Tat umzusetzen. Dabei wird es vor allem um die Finanzierung von Projekten zur Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern gehen.

Im Vorfeld des Klimagipfels forderte der internationale Dachverband katholischer Entwicklungsorganisationen (CIDSE) mehr Engagement der einzelnen Länder bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Es brauche deutliche politische Maßnahmen, um die verletzbarsten Bevölkerungsgruppen vor einem „Klima-Chaos“ zu schützen, sagte CIDSE-Generalsekretär Bernd Nilles am Freitag in Brüssel.

Zugleich begrüßte CIDSE das Inkrafttreten des Abkommens am vergangenen Freitag. Dies sei ein „hoffnungsvolles“ Signal und ein wichtiger Schritt nach vorn im Kampf gegen den Klimawandel.

Organisationen drängen auf Klimaschutzplan 2050 der Bundesregierung

Das Entwicklungshilfswerk Misereor zeigte sich indes enttäuscht darüber, dass sich die Bundesregierung bisher nicht auf einen Klimaschutzplan 2050 einigen konnte. Dieser sollte eigentlich am Dienstag im Bundeskabinett beschlossen werden. Medienberichten zufolge dringen vor allem Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Landwirtschafsminister Christian Schmidt (CSU) auf eine Entschärfung des Papiers aus dem Haus von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Es sieht eine Reduzierung des Treibhausgas-Ausstoßes bis 2050 um 80 bis 95 Prozent vor.

Bild: © KNA

„Es ist inakzeptabel, dass es der Bundesregierung kurz vor der Klimakonferenz COP22 in Marrakesch nicht möglich ist, ihrer Verantwortung und ihren Möglichkeiten gerecht zu werden und eine glaubhafte Langfriststrategie für den Klimaschutz in Deutschland zu entwickeln“, so Misereor-Chef Pirmin Spiegel. Damit sei zu befürchten, dass Deutschland sein Ziel der Treibhausgasreduktion von 40 Prozent bis 2020 aus den Augen verlöre. „Schaffen es schon Staaten wie Deutschland nicht, ambitionierte Schritte zum Klimaschutz auf nationaler Ebene in die Wege zu leiten, ist dies kein motivierendes Signal für die Weltgemeinschaft“, warnte Spiegel.

Der entwicklungspolitische Dachverband Venro und die Klima-Allianz Deutschland erklärten am Freitag: „Es ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung, dass sie sich nicht einmal auf einen unambitionierten Klimaschutzplan vor der UN-Klimakonferenz in Marrakesch einigen konnte.“ Ohne deutliche Maßnahmen für die Energie-, Verkehrs- und Landwirtschaftssektoren werde Deutschland nicht mehr länger zur Vorreitergruppe im Klimaschutz gehören.

Klimaforscher: Staaten müssen Selbstverpflichtung nachbessern

Auch der Potsdamer Klimaforscher Ottmar Edenhofer forderte im Vorfeld des heute beginnenden Klimagipfels mehr Engagement der Staaten. Die freiwilligen Selbstverpflichtungen zum Klimaschutz müssten unbedingt nachgebessert werden, sonst werde es sehr schwer, das Ziel noch zu erreichen, sagte Edenhofer, ehemaliger Jesuit, am Samstag im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.

Vor knapp einem Jahr hatten 195 Staaten das Pariser Klima-Abkommen unterzeichnet. Es sieht vor, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Werten zu senken. Um Fortschritte zu erreichen, müssten die Staaten ein Mess-System entwickeln, mit dem sich die nationalen Beiträge zum Klimaschutz bewerten und vergleichen ließen, sagte Edenhofer: „Das ist dringend notwendig, sonst wird niemand sich bereiterklären, seinen Beitrag zu erhöhen.“

Zudem sprach sich der Experte für eine CO2-Abgabe aus. Diese mache erneuerbare Energien rentabel und verteuere die Nutzung von Kohle. Mit daraus resultierenden Einnahmen könnten Länder wiederum Infrastrukturmaßnahmen bezahlen. „Das muss jetzt in Marrakesch ausgehandelt werden“, verlangte der stellvertretende Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Der UN-Gipfel dauert vom 7. bis 16. November. Auf der Klimakonferenz geht es u. a. darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, auf deren Grundlage es ab 2018 die erste internationale Nachbesserungsrunde für die nationalen Klimaziele geben wird. Wichtig ist dafür auch, ausreichende Finanzmittel zur Bewältigung der Klimafolgen in armen Ländern bereitzustellen. (lek/KNA/Venro/Misereor)

© weltkirche.katholisch.de

Link-Tipp

Weitere Informationen zum Thema liefert die Broschüre "Kurswechsel 1,5 Grad" von Misereor, dem BUND und der Heinrich-Böll-Stiftung.