Papst: Kirche in Lateinamerika braucht Leidenschaft
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Papst: Kirche in Lateinamerika braucht Leidenschaft

Vatikan/Kolumbien ‐ Papst Franziskus hat die Kirche in Lateinamerika zu einem leidenschaftlichen und konkreten Einsatz für die Menschen aufgerufen. Es brauche die Leidenschaft „eines verliebten jungen und eines weisen alten Menschen“, sagte das Kirchenoberhaupt bei seiner Begegnung mit rund 60 Vertretern des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM.

Erstellt: 08.09.2017
Aktualisiert: 08.09.2017
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Papst Franziskus hat die Kirche in Lateinamerika zu einem leidenschaftlichen und konkreten Einsatz für die Menschen aufgerufen. Es brauche die Leidenschaft „eines verliebten jungen und eines weisen alten Menschen“, um die vorhandenen Ideen in Realität zu verwandeln, sagte das Kirchenoberhaupt bei seiner Begegnung mit rund 60 Vertretern des Lateinamerikanischen Bischofsrats CELAM am Donnerstagnachmittag.

Die Kirche müsse Brücken bauen, Mauern niederreißen, Begegnung und Dialog ermöglichen, zu Vergebung, Versöhnung, Gerechtigkeit und Friedensmut erziehen, betonte der Papst. „Unser Volk hat gelernt, dass keine Enttäuschung groß genug ist, um es zu beugen“, sagte er in der Nuntiatur in Kolumbiens Hauptstadt Bogota. Dabei sei der Kirche eine „Jammermentalität nicht erlaubt, denn die Hoffnung, die wir haben, kommt von oben“.

Franziskus betonte die Bedeutung der Frauen für die Kirche in Lateinamerika. Eine neue und lebendige Phase des Glaubens auf diesem Kontinent gebe es nicht ohne sie – denn „von ihren Lippen haben wir den Glauben gelernt“. Frauen gäben mit der Muttermilch den Charakter, die Seele und „die Immunität gegen Hoffnungslosigkeit“ weiter. Keinesfalls dürften sie „auf Dienstmägde unseres widerspenstigen Klerikalismus reduziert werden“.

Wichtig sei es zudem, verstärkt in die Bildung junger Menschen zu investieren. Lateinamerika warte immer noch auf einen kompetenten, visionären und selbstbewussten Stand von Laien, die als Gläubige an einer gerechteren und demokratischeren Gesellschaft mitwirkten.

Die Kirche selbst müsse das Evangelium konkret leben, forderte der Papst. Wie Jesus durch die Felder und Ortschaften Galiläas zog und Menschen traf, genauso sollten Bischöfe, Priester, Ordensleute und Katecheten zu den Menschen in ihrer Nachbarschaft gehen. „Es ist uns nicht erlaubt, uns durch die klimatisierte Luft der Büros, durch die Statistiken und die abstrakten Strategien lähmen zu lassen“, so Franziskus. Vielmehr gelte es, die christliche Botschaft in der Mentalität der Mestizen Lateinamerikas zu verkünden – in Bildern, Worten und Gesten, die die Menschen nachempfinden könnten, wie etwa an den großen Wallfahrtsorten Aparecida (Brasilien) und Guadalupe (Mexiko).

Franziskus spricht an diesem Freitag zwei im Bürgerkrieg aus „Glaubenshass“ ermordete Geistliche selig: Bischof Jesús Emilio Jaramillo Monsalve und den Priester Pedro María Ramírez Ramos. Am Nachmittag ist das zentrale Gebet um nationale Versöhnung vorgesehen. Daran nehmen neben Konfliktopfern auch Ex-Guerilleros und -Milizionäre teil. Erst im vergangenen Jahr hatten sich die kolumbianische Regierung und die linke FARC-Guerilla nach fünf Jahrzehnten bewaffneten Kampfs auf die Umsetzung eines Friedensplans verständigt.

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