
Misereor gegen einen „übermäßigen Einsatz von Agrargiften“
Landwirtschaft ‐ Zum Welternährungstag an diesem Montag wendet sich das katholische Hilfswerk Misereor gegen einen „übermäßigen Einsatz von Agrargiften“. Dieser gefährde „die natürlichen Grundlagen für eine nachhaltige Landwirtschaft und die Gesundheit von Landarbeitern, Kleinbauernfamilien und Anrainern.“
Aktualisiert: 11.10.2017
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Zum Welternährungstag an diesem Montag wendet sich das katholische Hilfswerk Misereor gegen einen „übermäßigen Einsatz von Agrargiften“. Dieser gefährde „die natürlichen Grundlagen für eine nachhaltige Landwirtschaft und die Gesundheit von Landarbeitern, Kleinbauernfamilien und Anrainern“, teilte Misereor am Mittwoch in Aachen mit.
Mehr als 41 Millionen Menschen weltweit litten unter den negativen Auswirkungen von Pestiziden. Der Chef des Hilfswerks, Pirmin Spiegel, kritisierte zudem das Modell des sogenannten Agrobusiness: Es sei weder nachhaltig noch leiste es einen „zukunftsfähigen Beitrag“ zur Bekämpfung des Hungers in der Welt. Spiegel, der sich bis Freitag in Paraguay und Ecuador aufhält, zitiert Angaben der Welternährungsorganisation FAO, wonach die Zahl chronisch unterernährter Menschen seit zehn Jahren erstmals wieder auf 815 Millionen Menschen stieg.
Die Folgen einer „ressourcenintensiven industrialisierten Landwirtschaft“ zeigen sich Spiegel zufolge in Südamerika: Dort werde auf rund 57 Millionen Hektar Soja für den Export nach China und in die EU angebaut. „Noch vor wenigen Jahrzehnten konnte sich Paraguay selbst ernähren. Heute importiert das Land Nahrungsmittel im großen Maßstab. Der massive Einsatz von Agrarchemikalien auf den Feldern verseucht Wasser und Nahrung und kann zu schweren Vergiftungen führen.“
Schwangere Frauen in ländlichen Gebieten berichteten von der Angst, dass ihre Kinder wegen Pestizidbelastungen krank geboren würden. Hinzu kämen Probleme wie Entwaldung, Landraub und die Zunahme von Gewalt durch Landkonflikte zwischen Kleinbauern und Großgrundbesitzern. Die Bauernfamilien seien die „großen Verlierer“, deren Lebensgrundlagen, eigenes Saatgut und damit ein Teil ihrer Kultur verloren gingen.
Spiegel betonte, dass gerade Kleinbauern „nachhaltige, lokal angepasste und die Pflanzenvielfalt erhaltende Methoden“ nutzten. Er forderte von der EU und der künftigen Bundesregierung, „eine Politik zu stärken, die Bauernfamilien fördert und ihr Potenzial erkennt“ - anstatt „einseitig ein Agrarmodell zu fördern, das die Macht weniger Konzerne ausbaut“. Die Familien erzeugten 70 Prozent der weltweiten Nahrungsmittel, nutzten aber nur 30 Prozent der Land- und Wasserressourcen. So sei ihr Beitrag zur Welternährung und Ressourcenschonung von „zentraler“ Bedeutung.
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