Äthiopischer Frühling?
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Äthiopischer Frühling?

Äthiopien ‐ In Äthiopien zeichnen sich erfreuliche Entwicklungen ab: Dieser Überzeugung ist der katholische Priester und Projektpartner von Missio München in dem afrikanischen Land, Petros Berga, der zurzeit München besucht.

Erstellt: 27.06.2018
Aktualisiert: 24.07.2023
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In Äthiopien zeichnen sich erfreuliche Entwicklungen ab: Dieser Überzeugung ist der katholische Priester und Projektpartner von Missio München in dem afrikanischen Land, Petros Berga, wie das Hilfswerk am Mittwoch mitteilte.

„Wir erleben gerade einen äthiopischen Frühling“, berichtete der Geistliche bei einem Besuch in München. Das Land erfahre tiefgreifende positive Veränderungen und dies erfolge mit enormer Geschwindigkeit. Äthiopien steht in diesem Jahr im Mittelpunkt der Missio-Aktionen rund um den „Monat der Weltmission“ im Oktober.

Den neuen Ministerpräsidenten Abiy Ahmed nannte Berga einen „äthiopischen Obama“. Er sei ein charismatischer Redner, der die um Macht ringenden Gruppen und Ethnien versöhnen wolle. Nach Jahren politischer Stagnation und wachsender Spannungen in der Bevölkerung sei plötzlich wieder Hoffnung spürbar. Doch es gebe auch ernstzunehmende Gegenkräfte, wie die jüngsten gewaltsamen Ausschreitungen gezeigt hätten, sagte der Priester. So sei bei einer Demonstration in der Hauptstadt Addis Abeba gegen den Reformkurs des Premiers dieser nur knapp einem Attentat entgangen. Ein Mensch sei gestorben, über 150 seien verletzt worden.

Der Widerstand gegen das Friedensangebot an Eritrea, der sich in einigen Bevölkerungsschichten rege, sei nur ein Vorwand, erklärte Berga. Im Grunde gehe es um den Machterhalt der bisher herrschenden politischen Eliten und Parteifunktionäre. Deshalb müssten jetzt auch diejenigen einbezogen werden, die um das Wegbrechen der Strukturen fürchteten.

Der Arabische Frühling sei verpufft, weil er nicht auf eine reife Gesellschaft getroffen sei, die Diskussionen zugelassen habe, ist der Priester überzeugt. Aus diesen Fehlern müsse Äthiopien jetzt lernen. Andernfalls könne sogar ein Krieg drohen. Die katholische Kirche sehe sich in der Pflicht, den jungen Leuten Raum zur Debatte zu geben, „wo immer wir können“. Nur wenn alle miteinbezogen würden, könne eine Eskalation verhindert werden.

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