
Milliardenhilfe für Tschadsee-Region geplant
Entwicklungspolitik ‐ Die Teilnehmer der Tschadsee-Geberkonferenz haben eine Milliardenhilfe für die von Konflikten und Krisen bedrohten Länder in Zentralafrika zugesagt. Insgesamt kündigten sie für die kommenden Jahre 2,17 Milliarden US-Dollar (1,87 Milliarden Euro) an.
Aktualisiert: 04.09.2018
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Die Teilnehmer der Tschadsee-Geberkonferenz haben eine Milliardenhilfe für die von Konflikten und Krisen bedrohten Länder in Zentralafrika zugesagt. Insgesamt kündigten sie für die kommenden Jahre 2,17 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 1,87 Milliarden Euro) an Hilfsgeldern an, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montagabend in Berlin mitteilte. Entwicklungsbanken sagten demnach zusätzlich 467 Millionen US-Dollar (402 Millionen Euro) in günstigen Krediten zu.
Noch bis Dienstag beraten in Berlin mehr als 70 Staaten, internationale Organisationen und zivilgesellschaftliche Akteure über humanitäre Hilfe, Stabilisierung und Entwicklungszusammenarbeit in der Tschadsee-Region. Rund 2,4 Millionen Menschen sind nach Einschätzung des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen in der Region aufgrund von Terrorismus, Armut und Klimawandel vertrieben. 10,7 Millionen Menschen bräuchten dringend Unterstützung. Neben Deutschland haben Nigeria, Norwegen und die Vereinten Nationen zu der Geberkonferenz eingeladen.
Außenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich über das Ergebnis am Montag zufrieden. „Die Konferenz zeigt, was möglich ist, wenn wir zusammenarbeiten“, sagte er. Bis 2020 stelle Deutschland 100 Millionen Euro zusätzlich für humanitäre Hilfe in der Region bereit, so Maas laut Mitteilung des Auswärtigen Amtes. Hinzu kämen 40 Millionen Euro an Mitteln für Stabilisierung und Prävention. Auch in der Entwicklungszusammenarbeit sei Deutschland in der Region aktiv. Aktuell setze die Bundesregierung Programme im Umfang von rund 220 Millionen Euro um und plane neue Vorhaben.
Vor Beginn der Konferenz hatte Maas in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe die Lage in Zentralafrika als „eines der größten humanitären Dramen unserer Zeit“ bezeichnet. Die Region zwischen Nigeria, Niger, Tschad und Kamerun sei „zum Tummelplatz für Terrorgruppen wie Boko Haram und IS geworden, die auch für unsere Sicherheit in Europa eine Bedrohung sind“. Die erzielten Fortschritte bei der Zurückdrängung von Boko Haram seien nicht unumkehrbar, warnte er. „Gerade in der letzten Zeit häufen sich die Anschläge auf Sicherheitskräfte, auf Märkte, Moscheen und Kirchen.“
Auch das weltweite Caritas-Netzwerk fordert einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung vor Gewalttaten. Die Menschen seien „weiterhin massiver sexueller Gewalt, Zwangsrekrutierungen und Ermordungen durch bewaffnete Gruppen ausgesetzt“, erklärte Oliver Müller, der Leiter von Caritas international. Viele Menschen seien durch den Konflikt abgeschnitten von lebenswichtiger Unterstützung, sagte Müller stellvertretend für die Unterzeichner eines gemeinsames Positionspapiers, darunter die Dachorganisation Caritas Internationalis in Rom und Caritas-Verbände in Nigeria, Tschad und Nordkamerun.
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