Corona-Update: Die Kurzmeldungen vom 21.05.2020

Corona-Update ‐ Die UN sehen einen stark angestiegenen Bedarf an Nahrungsmittelhilfe, der Venro-Dachverband fordert gleichberechtigten Zugang zu Impfungen und in der Slowakei musste die größte jährliche Wallfahrt abgesagt werden. Die Corona-Kurzmeldungen im Überblick.

Erstellt: 21.05.2020
Aktualisiert: 20.05.2020
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Die UN sehen einen stark angestiegenen Bedarf an Nahrungsmittelhilfe, der Venro-Dachverband fordert gleichberechtigten Zugang zu Impfungen und in der Slowakei musste die größte jährliche Wallfahrt abgesagt werden. Die Corona-Kurzmeldungen im Überblick.

Übersicht

Größte Wallfahrt der Slowakei wegen Corona abgesagt Vor WHO-Treffen: Hilfswerke mahnen zur Gleichbehandlung aller Friedensnobelpreisträger Yunus für patentfreien Corona-Impfstoff Positive Bilanz bei Caritas-Benefizkonzert auf YouTube Kardinal Ramazzini: Corona-Krise wird in Guatemala „sehr ernst“ UN sehen dreifachen Bedarf für Hungerhilfe wegen Corona

Größte Wallfahrt der Slowakei wegen Corona abgesagt

Die alljährlich größte Wallfahrt der Slowakei nach Levoca (Leutschau) ist wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden. Das meldet die Presseagentur Kathpress (Dienstag) unter Berufung auf slowakische Medien. Geplant sei für den 2. Juli, das Fest Mariä Heimsuchung, eine TV-Übertragung vom Zipser Marienberg.

Die Leutschauer Wallfahrt besteht seit fast 800 Jahren und zählt europaweit zu den größten Pilgerfahrten. Beim Besuch von Papst Johannes Paul II. 1995 kamen in der Wallfahrtswoche mehr als eine halbe Million Besucher auf den Marienberg mit seiner kleinen Kirche. 2019 war auch die damals neugewählte Staatspräsidentin Zuzana Caputova anwesend.

© Text: KNA

Vor WHO-Treffen: Hilfswerke mahnen zur Gleichbehandlung aller

Vor der Jahresversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnen Entwicklungsorganisationen in Deutschland eine gerechte Verteilung von Medikamenten und Impfstoffen weltweit an. Aus Sicht des entwicklungspolitischen Dachverbands Venro muss ein zentrales Ergebnis der Konferenz ein garantierter Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen für alle Menschen sein – unabhängig davon, in welchem Land sie leben, ob wohlhabend oder in Armut. „Gerade jetzt wird deutlich, dass wir eine starke, handlungsfähige Weltgesundheitsorganisation und gemeinsame Anstrengungen aller Mitgliedsstaaten brauchen“, sagte Venro-Vorstand Bernd Bornhorst am Montag in Berlin.

Die Präsidentin von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, erklärte, dass eine Pandemie wie Covid-19 verdeutliche, dass der Zugang zu Forschungsergebnissen sowie die Entwicklung und die Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten nicht weniger internationale Regulierung brauchten, sondern mehr. „Nur wenn alle Menschen weltweit geschützt werden, können wir die Pandemie überwinden. Gesundheit ist ein öffentliches Gut“, bekräftigte Füllkrug-Weitzel.

Als einzige übergeordnete Instanz für globale Gesundheit brauche die WHO eine verlässliche Finanzierung und die uneingeschränkte politische Unterstützung seitens ihrer 194 Mitgliedsstaaten. Der Konflikt zwischen den USA und China dürfe bei dieser Aufgabe nicht behindern.

Zugleich mahnten Bornhorst und Füllkrug-Weitzel, andere lebensbedrohliche Krankheiten über die Covid-19-Pandemie nicht aus dem Blick zu verlieren. Dass die begrenzten Ressourcen für die Gesundheitsversorgung derzeit in vielen Ländern zur aktuellen Pandemiebekämpfung genutzt werden, hat verheerende Auswirkungen in ärmeren Ländern.

Prognosen zufolge könnte sich die Zahl der Malaria-Toten auf 769.000 nahezu verdoppeln. Auch Todesfälle durch Aids und Tuberkulose sowie durch vernachlässigte Tropenkrankheiten wie Flussblindheit, Wurmerkrankungen oder Tollwut nähmen massiv zu.

Die Bewältigung der Covid-19-Pandemie steht im Fokus der am Montag zusammenkommenden Weltgesundheitsversammlung, dem höchsten Entscheidungsgremium der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

© Text: KNA

Friedensnobelpreisträger Yunus für patentfreien Corona-Impfstoff

Die Weltgemeinschaft dürfe nicht Geisel in der Hand weniger großer Pharmaunternehmen sein, die entschieden, zu welchem Preis, wann und an wen die Impfstoffe verkauft würden, sagte Yunus in einem Video-Gastvortrag in der Päpstlichen Lateran-Universität am Freitag in Rom. Auch der münstersche Bischof äußerte sich in dieser Richtung. Zum ganzen Beitrag!

Positive Bilanz bei Caritas-Benefizkonzert auf YouTube

Rund 30.000 Euro Spenden und 60.000 Zuschauer: Caritas international hat eine positive Bilanz seines Online-Charity-Konzerts vom Wochenende gezogen. Die „European Solidarity Challenge“ sei ein starkes Signal der Solidarität mit den ärmsten Menschen weltweit gewesen, wie die katholische Hilfsorganisation am Montag in Freiburg auf Anfrage mitteilte. Die Aufzeichnung des gemeinsam mit der Trierer Jugendaktion „Wir gegen Rassismus“ organisierten, rund fünfstündigen Konzerts ist weiterhin über YouTube und Facebook sowie über die Internetseite von Caritas international abrufbar.

Künstler wie die Band Kasalla aus Köln, der „Voice of Germany“-Sieger Samuel Rösch oder der britische Songwriter JP Cooper waren live aufgetreten und hatten um Spenden für die internationale Hilfsarbeit geworben, insbesondere für neue Projekte zur Bekämpfung des Coronavirus.

Auf die Pandemie folge in vielen armen Staaten Hungersnot, so Christopher Hoffmann von „Wir gegen Rassismus“. Im Sudan hungerten bereits hunderttausende Menschen, weil insbesondere die benachteiligte Bevölkerung nicht mehr arbeiten und Bauern ihre Felder nicht bestellen könnten, betonte Caritas international. Ähnliches gelte für Nepal, Bangladesch, Brasilien, Nigeria und Irak.

Erschwerend komme hinzu, dass dringend nötige Impfkampagnen, etwa gegen Masern, nicht organisiert werden könnten. Auch Malaria oder die Heuschreckenplage in Ostafrika gerieten in Vergessenheit. „Es ist an der Zeit, lokale Antworten auf die globale Bedrohung zu entwickeln. Es gibt nicht die eine Lösung, die für alle passt“, betonte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller.

Nach eigenen Angaben hat Caritas international seit Beginn der Pandemie mehr als 40 neue Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika gestartet.

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Kardinal Ramazzini: Corona-Krise wird in Guatemala „sehr ernst“

Kardinal Alvaro Ramazzini aus Guatemala zeigt sich sehr besorgt über die prekäre Lage in seinem Land. Die Corona-Pandemie sei ein zusätzliches neues Problem, das zu den großen Armutsproblemen wie chronischer Unterernährung noch hinzukomme, sagte der Bischof von Huehuetenango im Interview des katholischen Kölner Internetportals domradio (Donnerstag). Als ein Zeichen der Armut nannte Ramazzini die Migration aus Guatemala Richtung Mexiko und den USA.

Durch die Corona-Ausgangssperre hätten nun viele weitere Menschen ihre Arbeit verloren; „oft Arbeit im informellen Sektor, die ihnen das Überleben von Tag zu Tag sicherte, wie der Verkauf von Obst oder Süßigkeiten auf der Straße“. Wegen der Ausgangsbeschränkungen könnten sie sich nun ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen, so der Kardinal, der wegen seines sozialen Engagements in Guatemala auch der „rote Bischof“ genannt wird.

Insgesamt habe die Corona-Pandemie im Land bislang noch nicht viele Opfer gefordert, sagte Ramazzini. Offiziell seien 18 Menschen gestorben; 578 seien positiv getestet. Allerdings sei das Gesundheitswesen ziemlich prekär; es fehlten Krankenhäuser und Notfallapparaturen. Die Pandemie decke die Mängel des Gesundheitssystems auf.

Insgesamt versuchten die Menschen, die staatlichen Schutzbestimmungen einzuhalten, berichtete der Kardinal. Etwa auf den Märkten aber träfen viele Menschen zusammen und hielten keinen Abstand voneinander.

In den Medien ist zu lesen, dass Menschen in dem mittelamerikanischen Land mit weißen Fahnen an den Straßen oder an ihren Häusern um Lebensmittel bäten. Ramazzini sagte dazu, der Agrarminister habe ihm zugesagt, Nahrungsmittel in die am stärksten vom Hunger betroffenen ländlichen Gebiete bringen zu lassen. Es habe bislang bürokratische Probleme gegeben, wegen derer nicht alle vom Welternährungsprogramm zur Verfügung gestellten Mittel auch wirklich eingesetzt werden konnten.

Zur Sozialarbeit der Kirche sagte der Kardinal, direkte Seelsorge sei derzeit nicht möglich. Es gebe aber ein landesweites kirchliches Hilfsprogramm, das darauf beruhe, sich von Familie zu Familie gegenseitig zu helfen. Dafür bemühe er sich intensiv um Gelder. Zudem prüften kirchliche Stellen derzeit, ob die Lebensmittelprogramme der Regierung wirklich bei den Menschen ankommen. Ramazzini bot an, die logistischen Strukturen der katholischen Kirche zur Verfügung zu stellen, um Hilfeleistungen zu verbessern.

© Text: KNA

UN sehen dreifachen Bedarf für Hungerhilfe wegen Corona

Die Welternährungsorganisation FAO hat einen Bedarf von 350 Millionen US-Dollar (323 Millionen Euro) zur Abwendung von Hungerkrisen angekündigt, dreimal mehr als noch Ende März. Inzwischen zeichneten sich die sozioökonomischen Folgen der Corona-Krise deutlicher ab, teilte die UN-Organisation am Montag an ihrem Hauptsitz in Rom mit. Viele Einschätzungen gingen dahin, dass mehr Menschen an Hunger infolge der Pandemie sterben könnten als durch das Virus selbst, erklärte Dominique Burgeon, Leiter für Katastrophenhilfe bei der FAO.

Der Umfang und die langfristige Wirkung der Pandemie auf die Ernährungssicherheit seien noch nicht absehbar; aber in Ländern, die schon jetzt von akutem Hunger betroffen seien, hätten die Menschen zunehmend Probleme, an Nahrung zu kommen. Während Einkommen sänken, stiegen die Preise; wenn Landwirte keinen Zugang zu ihren Feldern oder zu den Märkten für Saatgut und Viehfutter hätten, gebe es demnächst auf dem Land wie in Städten weniger Lebensmittel, so die FAO.

Man dürfe die Frage der Ernährungssicherheit nicht aufschieben, bis die medizinischen Folgen der Pandemie bewältigt seien, sagte FAO-Generaldirektor Qu Dongyu. „Wenn wir mit der Unterstützung für die Lebensgrundlage nicht jetzt beginnen, erwarten uns mehrere Hungerkrisen und eine Rechnung, die um ein Vielfaches höher ist“, sagte Qu.

© Text: KNA