Südsudan: Bewaffnete Opposition soll sich am Wiederaufbau beteiligen

Südsudan: Bewaffnete Opposition soll sich am Wiederaufbau beteiligen

Verhandlungen ‐ Vertreter der Konfliktparteien im Südsudan haben in Rom eine weitere Vereinbarung zur Umsetzung des im Februar geschlossenen Waffenstillstands getroffen.

Erstellt: 17.11.2020
Aktualisiert: 30.11.2022
Lesedauer: 

Vertreter der Konfliktparteien im Südsudan haben in Rom eine weitere Vereinbarung zur Umsetzung des im Februar geschlossenen Waffenstillstands getroffen. Das Abkommen erzielten Vertreter der bewaffneten Opposition, die das Friedensabkommen vom September 2018 bisher nicht unterzeichnete, und die Regierung in Juba. Demnach soll sich ab Januar 2021 auch die „South Sudan Opposition Movements Alliance“ (SSOMA) an einer Konfliktlösung und Wiederaufbaumaßnahmen beteiligen.

Die Überwachung dieser Maßnahmen für einen dauerhaften Frieden obliegt einer eigens geschaffenen, international besetzten Monitorgruppe, CTSAMVM. Das dreitägige Treffen in Rom war das insgesamt vierte zur Umsetzung der Friedensbemühungen für den Südsudan. Dabei seien SSOMA-Vertreter mit Details des Monitorings vertraut gemacht worden, erklärte deren Vertreter, General Samuel Lodo.

Finanziell und logistisch unterstützt werden die Bemühungen im Südsudan unter anderem von der italienischen Regierung. Verteidigungsminister Lorenzo Guerini sei an einem Punkt bei dem Workshop zugeschaltet gewesen, so Paolo Impagliazzo, Generalsekretär von Sant'Egidio. Die christliche Gemeinschaft vermittelt seit Jahren im Südsudan und lädt zu Verhandlungen in Rom ein.

Ismail Wais, Sondergesandter der IGAD, einer regionalen Organisation von Staaten in Nordostafrika, die den Friedensprozess im Südsudan begleitet, nannte die Gespräche konstruktiv und erfolgreich. Nach den Verhandlungen der Militärs müssten bei einer weiteren Runde nun die politisch Verantwortlichen weiterarbeiten.

Überschattet werden die Verhandlungen durch einen Untersuchungsbericht der UN-Kommission für Menschenrechte. Dieser beschuldigt die Bürgerkriegsgegner, Zivilisten je nach Volkszugehörigkeit „absichtlich ausgehungert“ zu haben. Weitere Mittel der Kriegsführung seien sexueller Missbrauch und eine Rekrutierung von Jungen ab 12 Jahren in Armee und Rebellentruppen gewesen. Die Monitorgruppe CTSAMVM soll auch diese Fragen mit klären.

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.

Südsudan

Das afrikanische Land Südsudan erlangte am 9. Juli 2011 seine Unabhängigkeit vom Sudan und wird daher auch als „jüngster Staat der Erde“ bezeichnet. Die Hauptstadt ist Juba. Auf einer Fläche von der ungefähren Größe Frankreichs leben rund 10,2 Millionen Menschen. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung liegt bei nur 18 Jahren.

Die Einwohner gehören einer Vielzahl unterschiedlicher Ethnien an; die größte Gruppe stellen mit rund 35 Prozent die Dinka. Anders als im muslimisch geprägten Sudan überwiegen im Südsudan die Christen.

Trotz seiner Bodenschätze – vor allem Erdöl – ist die Armut im Südsudan groß. Hinzu kommt eine Vielzahl sozialer und politischer Konflikte. 2013 eskalierte ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem Herausforderer Riek Machar. Trotz wiederholter Verhandlungen und Abkommen zwischen den Konfliktparteien gilt die Sicherheitslage als angespannt.

Seit der Staatsgründung sollen UN-Blauhelme für Stabilität im Land sorgen. Auch die Bundeswehr ist an der Mission UNMISS beteiligt. Kritiker werfen den UN vor, nicht entschlossen genug gegen die Gewalt im Südsudan vorzugehen.

© Text: KNA