Ein Moskito sticht in menschliche Haut

Deutschland tritt Kigali-Deklaration gegen Tropenkrankheiten bei

Berlin ‐ Deutschland tritt der „Kigali-Deklaration gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten“ bei. Mit abgestimmten Maßnahmen wie dem Aufbau von Laborkapazitäten sollen die Gesundheitssysteme in betroffenen Ländern bis 2030 so ausgebaut werden, dass diese Krankheiten zurückgedrängt werden. Medmissio begrüßt den Beitritt, kritisiert aber die rechtliche Unverbindlichkeit.

Erstellt: 01.02.2022
Aktualisiert: 01.12.2022
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Deutschland tritt der „Kigali-Deklaration gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten“ bei. Ziel sei ein gemeinsames Vorgehen im Einsatz gegen tropische Krankheiten, teilte Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Samstag in Berlin mit. Mit abgestimmten Maßnahmen wie dem Aufbau von Laborkapazitäten sollen die Gesundheitssysteme in betroffenen Ländern bis 2030 so ausgebaut werden, dass diese Krankheiten zurückgedrängt werden. Das Missionsärztliche Institut in Würzburg begrüßt den Beitritt.

Beitreten können der „Kigali-Deklaration gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten“ betroffene tropische Staaten, Unterstützer-Staaten wie Deutschland, aber auch Nichtregierungsorganisationen, Stiftungen, Wissenschaft, Unternehmen oder Hilfsorganisationen. Am Sonntag war der Welttag gegen vernachlässigte Tropenkrankheiten.

Ministerin Schulze erklärte dazu, nicht nur Corona, sondern auch Tropenkrankheiten wie die Leishmaniose, Schistosomiasis oder Denguefieber breiteten sich aus. Diese Krankheiten träfen vor allem die ärmsten Bevölkerungsschichten – in ländlichen Gebieten, städtischen Slums und Krisengebieten und vor allem Frauen und Kinder. „Einige von ihnen treten mittlerweile sogar in Korsika, Madeira, Italien oder auch in Deutschland vermehrt auf.“ Klimawandel, Naturzerstörung und die weltweite Vernetzung führten dazu, dass solche Krankheiten sich auch in den gemäßigteren Klimazonen schnell verbreiten, so die Ministerin.

Auch Tilmann Rüppel, Referent für politische Anwaltschaft beim Missionsärztlichen Institut in Würzburg (Medmissio), sieht in der Kigali-Deklaration eine „wichtige Initiative" im Bereich der globalen Gesundheit. Sie habe sogar das Potenzial, „in diesem Jahrzehnt als ein entscheidender Baustein bei der Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten zu fungieren". Allerdings müssten dafür die Beschlüsse auch umgesetzt werden, denn mit Covid-19-Pandemie und Klimawandel steigen gleichzeitig die medizinischen Herausforderungen für die Gesundheitssysteme und ihre finanziellen Möglichkeiten.

Juristisch nicht bindend

Der ausgehandelte Text bietet zudem bislang wenig juristische Handhabe, kritisiert Mesmissio-Experte Rüppel. „Die Kigali-Deklaration ist für die teilnehmenden Nationen und nicht-staatlichen Akteure weder (völker)rechtlich bindend noch beinhaltet sie eine Aufgabenaufteilung oder messbare Indikatoren, ob und wie die einzelnen Maßnahmen der Vertragspartner die Zielvereinbarungen der Weltgesundheitsorganisation und das Nachhaltige Entwicklungsziel 3.3 fördern“. Dennoch begrüßt auch er ausdrücklich, dass Deutschland die Kigali-Erklärung unterzeichnet. Hierdurch werde die Aufmerksamkeit auf die Problematik der vernachlässigten Tropenkrankheiten erhöht, die Arbeit mit anderen Akteuren international besser gesteuert, heißt es auf Anfrage von weltkirche.de.

Die Bundesregierung werde sich nun an der erfolgreichen Umsetzung der mit der Kigali-Deklaration verbundenen Zielsetzungen und ihrem konkreten Beitrag dazu messen lassen müssen. Dafür sei es notwendig, dass die seit Pandemiebeginn gestiegenen finanziellen Aufwendungen für Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der globalen Gesundheit „mittelfristig verstetigt werden sowie die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten einen adäquaten Anteil erhalten“, so Medmissio.

Weltweit sind laut Bundesregierung rund 1,7 Milliarden Menschen durch zwanzig Krankheiten, die meist als „vernachlässigte Tropenkrankheiten“ (NTD) bezeichnet werden, gefährdet. Alleine das Denguefieber, die in tropischen Regionen noch verbreitete Tollwut und Vergiftungen durch Schlangenbisse kosteten jedes Jahr rund 200.000 Menschenleben.

Mit Information von KNA

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