Experten diskutieren über Rolle von Religion in Konflikten

Experten diskutieren über Rolle von Religion in Konflikten

Konferenz ‐ Zum Monat der Weltmission haben Experten aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft über Herausforderungen und Möglichkeiten für Religionen in weltweiten Konflikten gesprochen. Religionen könnten als „Brandherd für Konflikte“ dienen, diese aber auch „löschen“, erklärte der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit Markus Grübel am Mittwoch bei der von Missio Aachen organisierten zweitägigen Dialogkonferenz.

Erstellt: 20.10.2021
Aktualisiert: 20.10.2021
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Zum aktuell laufenden Monat der Weltmission haben Experten aus Kirche, Politik und Zivilgesellschaft über Herausforderungen und Möglichkeiten für Religionen in weltweiten Konflikten gesprochen. Religionen könnten als „Brandherd für Konflikte“ dienen, diese aber auch „löschen“, erklärte der Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religionsfreiheit Markus Grübel (CDU) am Mittwoch bei der vom Hilfswerk Missio Aachen organisierten zweitägigen Dialogkonferenz.

Das zeige sich aktuell auch in Deutschland, etwa bei Diskussionen um den Bau von Moscheen oder jüngst den Muezzinruf in Köln. Hier brauche es „mehr Differenzierung zwischen politischem und gewaltbereitem Islam und hier friedlich lebenden Muslimen“, betonte Grübel. Wichtig sei in diesem Zusammenhang nicht die Frage, ob eine Moschee gebaut werden könne – was schon durch die Religionsfreiheit gedeckt sei – sondern wer sie baue, so der Bundesbeauftragte.

Markus Weingardt von der Stiftung Weltethos beklagte, dass in Konflikten die destruktive Rolle von Religionen oft mehr wahrgenommen werde als die friedensstiftende. Zwar lasse sich der Glaube dazu nutzen, um Konflikte loszubrechen oder zusätzlich zu befeuern. „Aber wo es keine Religion gibt, geht das problemlos auch ohne“, sagte Weingardt. Hingegen hätten religiöse Initiativen, etwa beim Bürgerkrieg in Mosambik, dem Völkermord in Ruanda oder auch der Wende in Deutschland, Opfer geschützt und wichtige Impulse zur Konfliktlösung beigetragen. „Religionen haben Potenzial zur Friedensstiftung“, betonte Weingardt.

Ein solches Potenzial sieht der Generalsekretär des Deutschen Vereins vom Heiligen Land, Matthias Vogt, auch im Nahost-Konflikt. „Ohne konstruktive Beteiligung von Religionsführern und religiösen Bewegungen wird sich die Situation nicht verbessern lassen“, sagte er. Den christlichen Kirchen im Heiligen Land könne dabei eine wichtige Funktion zukommen. „Die Christen der Region sind zwar nicht neutral, aber sie können gut als Brückenbauer zwischen Palästinensern und Israelis fungieren. Sie sind aktuell die, die keine eigenen Besitzansprüche stellen und gleichzeitig am nachhaltigsten auf Gewalt verzichten“, sagte Vogt.

Den interreligiösen Dialog hob auch der nigerianische Priester Gideon Pwakim für die Konfliktlösung hervor. Dieser sei zwar in Nigeria noch recht neu, habe aber engagierte Vertreter, berichtete der Geistliche aus dem Erzbistum Jos. Im Norden des Landes komme zudem das Problem hinzu, dass beinahe alle ethnischen und sozialen Auseinandersetzungen oft nur auf die religiöse Identität der Kontrahenten heruntergebrochen würden. So entstehe der Eindruck, dass es einen ständigen Konflikt zwischen Christen und Muslimen gebe.

Die Konferenz findet bis Donnerstag im Rahmen des Monats der Weltmission statt, den die Hilfswerke Missio Aachen und Missio München gemeinsam organisieren. Die Solidaritätsaktion steht in Deutschland in diesem Jahr unter dem Motto „Lasst uns nicht müde werden, Gutes zu tun“. Zu Beginn hatte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick den interreligiösen Dialog als „ein wichtiges Element in der weltkirchlichen Arbeit“ gewürdigt und gefordert, ihn auf internationaler, nationaler sowie Ortsebene zu fördern.

Von Johannes Senk (KNA)

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