Ziel der Befragung: Erste Einblicke in die Situation
Ziel der Umfrage sei es nicht gewesen, eine wissenschaftliche Studie über Fallzahlen zu erstellen, betonte die Soziologin Josephine Beck-Engelberg, die den Prozess extern begleitete. Stattdessen sei die Absicht gewesen, erste Einblicke in die Situation und die Wahrnehmungen des Themas vor Ort zu erhalten. „Wir wollten zunächst herausfinden, ob das Thema in unseren Partnerorganisationen überhaupt relevant ist.“ Angeschrieben worden seien 38 Organisationen, mit denen Missio seit Jahren eine vertrauensvolle Kooperation pflege. Diese hätten die Befragung in ihr Umfeld gestreut, wodurch es zu einem vergleichsweise hohen Rückfluss gekommen sei. Die meisten zurückgeschickten Fragebögen seien aus Indien gekommen (59 Prozent), gefolgt von Kamerum (16 Prozent). Aus Ozeanien sei nur eine Antwort zurückgekommen, weshalb über diese Region zunächst keine Einschätzungen möglich seien.
Die Teilnehmer der Umfrage hätten von Angst, Scham sowie einer Kultur des Schweigens und der Vertuschung berichtet sowie eine Stigmatisierung der Opfer nach Übergriffen beklagt. Zugleich zeigten die Antworten, dass für die Organisationen patriarchalische Machtstrukturen und ein überkommener Klerikalismus die größten Herausforderungen seien. Obwohl die Umfrage das Thema Missbrauch bewusst breit auslegte, legten die Antworten nahe, dass die Teilnehmer an der Umfrage größtenteils den sexuellen Missbrauch von Ordensleuten im Blick gehabt hätten, so Beck-Engelberg.