Kardinal Ramazzini: Corona-Krise wird in Guatemala „sehr ernst“
Kardinal Alvaro Ramazzini aus Guatemala zeigt sich sehr besorgt über die prekäre Lage in seinem Land. Die Corona-Pandemie sei ein zusätzliches neues Problem, das zu den großen Armutsproblemen wie chronischer Unterernährung noch hinzukomme, sagte der Bischof von Huehuetenango im Interview des katholischen Kölner Internetportals domradio (Donnerstag). Als ein Zeichen der Armut nannte Ramazzini die Migration aus Guatemala Richtung Mexiko und den USA.
Durch die Corona-Ausgangssperre hätten nun viele weitere Menschen ihre Arbeit verloren; „oft Arbeit im informellen Sektor, die ihnen das Überleben von Tag zu Tag sicherte, wie der Verkauf von Obst oder Süßigkeiten auf der Straße“. Wegen der Ausgangsbeschränkungen könnten sie sich nun ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen, so der Kardinal, der wegen seines sozialen Engagements in Guatemala auch der „rote Bischof“ genannt wird.
Insgesamt habe die Corona-Pandemie im Land bislang noch nicht viele Opfer gefordert, sagte Ramazzini. Offiziell seien 18 Menschen gestorben; 578 seien positiv getestet. Allerdings sei das Gesundheitswesen ziemlich prekär; es fehlten Krankenhäuser und Notfallapparaturen. Die Pandemie decke die Mängel des Gesundheitssystems auf.
Insgesamt versuchten die Menschen, die staatlichen Schutzbestimmungen einzuhalten, berichtete der Kardinal. Etwa auf den Märkten aber träfen viele Menschen zusammen und hielten keinen Abstand voneinander.
In den Medien ist zu lesen, dass Menschen in dem mittelamerikanischen Land mit weißen Fahnen an den Straßen oder an ihren Häusern um Lebensmittel bäten. Ramazzini sagte dazu, der Agrarminister habe ihm zugesagt, Nahrungsmittel in die am stärksten vom Hunger betroffenen ländlichen Gebiete bringen zu lassen. Es habe bislang bürokratische Probleme gegeben, wegen derer nicht alle vom Welternährungsprogramm zur Verfügung gestellten Mittel auch wirklich eingesetzt werden konnten.
Zur Sozialarbeit der Kirche sagte der Kardinal, direkte Seelsorge sei derzeit nicht möglich. Es gebe aber ein landesweites kirchliches Hilfsprogramm, das darauf beruhe, sich von Familie zu Familie gegenseitig zu helfen. Dafür bemühe er sich intensiv um Gelder. Zudem prüften kirchliche Stellen derzeit, ob die Lebensmittelprogramme der Regierung wirklich bei den Menschen ankommen. Ramazzini bot an, die logistischen Strukturen der katholischen Kirche zur Verfügung zu stellen, um Hilfeleistungen zu verbessern.
© Text: KNA