Im September 2016 hatte die Regierung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos ein Friedensabkommen mit der linksgerichteten Rebellenorganisation FARC geschlossen. Es beendete den mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg mit 260.000 Todesopfern und rund 7 Millionen Binnenvertriebenen. Für seinen Einsatz im Friedensprozess erhielt Santos Ende 2016 den Friedensnobelpreis. Die entwaffnete FARC sitzt inzwischen als politische Partei im Parlament. Die Umsetzung des Friedensvertrags geriet zuletzt ins Stocken. Grund dafür ist auch, dass Santos' seit 2018 im Amt befindlicher Nachfolger Ivan Duque eine Aufweichung des Abkommens anstrebt.
Kolumbien befinde sich in einem „Moment des Zögerns und des Misstrauens gegenüber dem Friedensvertrag“, so die Wahrnehmung von Barrios, der das Kinderschutzzentrum „Ciudad Don Bosco“ in Medellín leitet. Das Land sei tief gespalten zwischen jenen, die weiter auf Bestrafung der im Bürgerkrieg schuldig Gewordenen pochen und denen, die eine Generalamnestie fordern. „Viel Falschinformation ist im Umlauf und das viele Positive wird meist übersehen. Etwa, dass 90 Prozent aller Unterzeichner des Friedensvertrags ihre darin gemachten Verpflichtungen auch erfüllt haben“, stellte Barrios klar. Dieser Erfolg dürfe nicht durch die schwarzen Schafe der restlichen zehn Prozent zunichte gemacht werden, betonte der Ordensmann. „Erst recht, da das Volk den Krieg satt hat und Frieden will.“
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